Deckungsgraben Goethestraße / Hauptbahnhof I

Deckungsgraben Goethestraße / Hauptbahnhof I

Theodor-Heuss-Platz, 49074 Osnabrück

Splittergraben am Hbf Osnabrück, 1939
Einfacher Splittergraben auf dem Vorplatz des Osnabrücker Hauptbahnhofs im November 1939
Foto: Fotograf Harms, Sammlung Medienzentrum Osnabrück | 1939

Der Luftschutz-Deckungsgraben auf dem Vorplatz des Osnabrücker Hauptbahnhof wurde bereits im September 1939 als provisorischer Splittergraben auf der damals noch existierenden Grünanlage nahe der Hase ausgehoben und sollte Passanten im Falle eines Luftangriffs behelfsmäßige Deckung vor Trümmer- und Splitterflug bieten. Zu dieser Zeit waren Splittergräben neben einigen städtischen Kellerräumen die einzigen öffentlichen Luftschutzbauten im Stadtgebiet. Da die Propaganda der NS-Führung schwere Luftangriffe auf deutsche Städte zu dieser Zeit noch als realitätsfern abtat, waren diese ersten Schutzbauten nur von geringer Standfestigkeit und den neuartigen Bomben der Alliierten bereits zu Kriegsbeginn nicht mehr gewachsen.

Ab Herbst 1940, nach Erlass des sogenannten Führerbefehls (LS-Bauprogramm), wurden viele Osnabrücker Splittergräben mittels 50cm starkem Mauerwerk und einer ebenso starken Betonhaube ausgebaut. Auch der Schutzbau am Hauptbahnhof war im zwischen 1940 und 1941 mittels Stahlbetonwänden und -Decken verstäkt worden und konnte im Notfall 100 Schutzsuchende splittersicher unterbringen. Im Jahr 1943 wurde zudem in direkter Nachbarschaft ein weiterer Deckungsgraben aus Fertigbetonteilen errichtet.

Ansichtskarte Hauptbahnhof Osnabrück Vorkriegszeit
https://www.osnabruecker-bunkerwelten.de/archiv/fotografien/ansicht/bild1581.htmlEines Ansichtskarte mit dem Motiv des Osnabrücker Hauptbahnhofs aus der…
Foto: Ansichtskarte, Sammlung Haubrock

Aufgrund seiner günstigen Lage wurde die hier behandelte Luftschutzanlage trotz unmittelbarer Nähe zum massiven Hochbunker auf der Rückseite des Bahnhofs auch noch in den letzten Kriegsjahren von Passanten und Bahnreisenden genutzt. So auch beim schweren Luftangriff des 13. Septembers 1944, bei dem über 1.200 Tonnen Bombenlast über Osnabrück abgeworfen wurde. An diesem Abend war der Hauptbahnhof mit seinem wichtigen Eisenbahnkreuz erneutes Hauptziel der angreifenden Bomberverbände. Während die Altstadt durch Brandbomben in ein einziges Feuermeer verwandelt wurde, durchpflügten mehrere Bombenteppiche die Anlagen der Reichsbahn. Auch der Hauptbahnhof wurde schwer getroffen.

Am Hochbunker und den Bahnsteigen rissen Bomben gewaltige Trichter in den Boden und auch auf dem Bahnhofsvorplatz detonierten mehrere Sprengbomben. Hierbei wurde auch einer der zwei Deckungsgräben schwer getroffen. Man zählte mindestens 26 Tote, darunter sechs Soldaten sowie fünf Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Von einem Flak-Soldaten wurde nur noch die Erkennungsmarke gefunden.

Auch der benachbarte Deckungsgraben am Pottgraben erhielt an diesem Tag einen Volltreffer und auch dort gab es zahlreiche Tote. Insgesamt kamen an jenem verhängnisvollen Mittwoch 145 Menschen im Bombenhagel auf Osnabrück um. Die Sachschäden waren so gewaltig, dass man ab dem 13. September aufgehört hatte, die Schadenssummen zu ermitteln.

Der Deckungsgraben wurde danach nicht wieder aufgebaut. Nach dem Krieg wurden die Überbleibsel des öffentlichen Schutzbaus abgerissen und die Grünfläche als Parkplatz erschlossen. Heute steht an dieser Stelle der Fahrradparkplatz des Bahnhofs.

Zusammenfassung:

  • Bauherr
    Stadt Osnabrück
  • Aufnahmekapazität (offiz. Angaben)
    100 Personen
  • Wandstärke
    0,50 Meter
  • Deckenstärke
    0,50 Meter
  • Baubeginn
    1939
  • Inbetriebnahme
    1939
  • Erweiterung / Ausbau
    1940
  • Anlage ist noch erhalten
    nein

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  • Splittergraben am Hbf Osnabrück, 1939
    Einfacher Splittergraben auf dem Vorplatz des Osnabrücker Hauptbahnhofs im…
    Foto: Fotograf Harms, Sammlung Medienzentrum Osnabrück | 1939
  • Ansichtskarte Hauptbahnhof Osnabrück Vorkriegszeit
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    Foto: Ansichtskarte, Sammlung Haubrock

Fotoalben

Beitragsrelevante Fotoalben

Quellenangaben

Dokumente, Baupläne und Sekundärquellen

Kriegs-Chronik - Register zu Band I bis VII - Anhänge (Möllmann, 1956)
Titel / Merkmal
Kriegs-Chronik - Register zu Band I bis VII - Anhänge
Autor / Verfasser / Urheber
Möllmann
Datum
1956
Anmerkungen
Der Luftschutzbau in Osnabrück während des zweiten Weltkrieges (1939 / 1945)
Tote Russen im Splittergraben? (Neue Tagespost, 1956)
Titel / Merkmal
Tote Russen im Splittergraben?
Autor / Verfasser / Urheber
Neue Tagespost
Datum
01.08.1956
Der Tag, an dem Osnabrück unterging - 13. September 1944 (Matthias Rickling, 2004)
Titel / Merkmal
Der Tag, an dem Osnabrück unterging - 13. September 1944
Autor / Verfasser / Urheber
Matthias Rickling
Datum
2004
ISBN
1072911600
Kriegstote des 2. Weltkriegs in Osnabrück (diverse, 2013)
Titel / Merkmal
Kriegstote des 2. Weltkriegs in Osnabrück
Autor / Verfasser / Urheber
diverse
Datum
2013
Anmerkungen
Zusammenstellung verschiedener Quellen
Kriegs-Chronik - Band I - September 1939 bis Juni 1940 (Stadt Osnabrück, kein Datum)
Titel / Merkmal
Kriegs-Chronik - Band I - September 1939 bis Juni 1940
Autor / Verfasser / Urheber
Stadt Osnabrück
Datum
nicht vermerkt
Anmerkungen
Niedersächsisches Landesarchiv; NLA OS, Dep 3 b XV, Nr. 1

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Erwähnungen in der Chronik

  1. 01. September 1939
    Bauarbeiten Deckungsgraben Pottgraben

    Beginn des 2. Weltkriegs: Luftschutzmaßnahmen treten in Kraft

  2. 10. Oktober 1940
    Bauarbeiten am Lohbunker 1941

    Erlass des Luftschutz-Sofortprogramms

  3. 13. September 1944, 18:26 Uhr
    Luftangriff vom 13. September 1944 auf Osnabrück

    35. Luftangriff auf Osnabrück

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