Donnerstag, 21. Januar 1943: Erlass der Casablanca-Direktive

Erlass der Casablanca-Direktive

B17 im Anflug auf Osnabrück
Ein Verband von amerikanischen B-17 "Flying Fortresses" im Anflug auf Osnabrück.
Foto: USAAF, unbekanntes Archiv

Mit dem Eintritt der USA in den Kampf gegen Nazi-Deutschland ergaben sich für die Alliierten neue Herausforderungen in der Luftkriegsführung gegen das Deutsche Reich und seine Verbündeten. Der Aufmarsch der USA in Europa und die damit verbundene Verlegung größerer Bomberverbände nach England seit dem Kriegseintritt im Jahr 1942 erforderte nicht nur eine unfangreiche logistische Koordination, sondern auch zwangsläufig eine gemeinsame Linie in der Organisation der Bomber-Einsätze über dem Deutschen Reich und den von Deutschland besetzten Gebieten.

Da nun zwei große Bomberflotten auf relativ kleiner Fläche agierten, mussten die Bomber-Einsätze zukünftig gemeinsam koordiniert und daher ein genereller Maßnahmenkatalog geschaffen werden. Auf der Casablanca-Konferenz im Januar 1943 wurden hierfür erste Eckpunkte fixiert, die in den Folgemonaten weiter spezifiziert wurden. Als Grundlage diente das sogenannte COA-Papier (Committee of Operations Analysts) der USAAF vom 9. Dezember 1942, welches mögliche Schwachstellen des deutschen Industrienetzwerks beschrieb.

Auf dieser Basis entstand in den folgenden Wochen der sogenannte Eaker- bzw. CBO-Plan (Combined Bomber Offensive), welcher genauere Maßnahmen für die alliierte Luftwaffe definierte und am 8. März 1943 der militärischen Führung vorgelegt wurde. Der Plan enthielt deutsche Schlüsselziele höchster Priorität, welche systematisch auszuschalten waren, um der deutschen Industrie einen nachhaltigen Schlag zu verpassen. Diese Ziele umfassten (sortiert nach Priorität):

  • 22 Fabriken für Jagdflugzeuge,
  • 10 Kugellagerfabriken,
  • 39 Raffinerien und Fabriken für syntetisches Öl,
  • 10 Fabriken für Reifen und Schleifmittel,
  • 13 Metallverarbeitende Betriebe,
  • 12 Fabriken für syntetisches Gummi u. Reifen,
  • 27 U-Boot-Werften und -Basen,
  • 7 Fabriken für militärische Fahrzeuge,
  • 87 Kokereien,
  • 14 Stahlverarbeitende Betriebe,
  • 12 Maschinen-Fabriken,
  • 55 Kraftwerke,
  • 16 Elektronik-Betriebe,
  • 3 Fabriken für optische Präzisionsgeräte,
  • 21 Großbetriebe für Lebensmittel,
  • 21 Stickstoff-Destillationsanlagen
  • sowie eine nicht näher definierte Zahl an infrastrukturellen Zielen und Chemie-Fabriken

Der Maßnahmenkatalog wurde schließlich in leicht modifizierter Form am 14. Mai 1943 offiziell ratifiziert und mit Erlass der "Pointblank Directive" im Juni 1943 erstmals in die Tat umgesetzt. Das Maßnahmenpaket beinhaltete jedoch keine verbindlichen Vorgaben für die Befehlshaber, so dass die RAF nach wie vor das Prinzip der "Area Bombing Direktive" verfolgte, die USAAF sich hingegen auf punktgenaue Angriffe von Schlüsselzielen konzentrierte. Um Chaos im Luftraum zu vermeiden, mussten die Alliierten ihre Einsätze allerdings zeitlich abstimmen. So flog die britische Luftwaffe fortan in erster Linie Nachtangriffe gegen deutsche Städte, die US-Luftwaffe übernahm die Angriffe auf Schlüsselziele am Tag.

Während in den Folgemonaten viele Fabriken im Deutschen Reich in Schutt und Asche fielen, blieben Bahnanlagen und Industriebetriebe in Osnabrück bis Dezember 1943 von alliierten Bomben verschont. Die Hasestadt war in Hinblick auf die genannten Schlüsselziele trotz diverser Rüstungsbetriebe zunächst von nachrangigem Interesse für die Alliierten, denn in Osnabrück gab es weder reine Flugzeug-Fabriken, noch Raffinerien oder Kugellager-Fabriken. Der erste auf den Eaker-Plan zurckzuführende Luftangriff auf Osnabrück erfolgte erst am 22. Dezember 1943.

Bildmaterial

Fotografien und Bilder

  • B17 im Anflug auf Osnabrück
    Ein Verband von amerikanischen B-17 "Flying Fortresses" im Anflug auf Osnabrück.
    Foto: USAAF, unbekanntes Archiv

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Hinweis zur Chronik

Ich bitte zu beachten, dass die hier aufgeführten Informationen zu den Ereignissen in Osnabrück während des 2. Weltkriegs nur ein "Beiwerk" sind und nicht in dem Maße gepflegt werden, wie es vielleicht wünschenswert wäre. Es soll hierdurch nur die Möglichkeit geschaffen werden, die Entwicklungen im Bunkerbau mit den Luftangriffen auf Osnabrück zeitlich in Verbindung zu bringen. Selbstverständlich versuche ich hier eine gewisse historische Hintergrundbasis zu schaffen, aber ich kann in diesem Umfang keine vollumfängliche Chronik für diesen Zeitraum anbieten. Hierfür fehlt mir leider schlichtweg die Zeit.