Luftschutzstollen Bremer Straße 266 (Seßmann) / "Seßmann-Stollen"

Luftschutzstollen Bremer Straße 266 (Seßmann) / "Seßmann-Stollen"

Bremer Straße, 49086 Osnabrück

Bombenkrater LS-Stollen Bremer Straße
Der Standort des südlichen Stollenmundlochs an der Bremer Straße. Deutlich ist hier der Bombenkrater zu erkennen, der den Eingang zerstörte und Teile…
Foto: Haubrock | 2013

Der Luftschutzstollen an der Bremer Straße befand sich am Nordrand des Schinkelbergs, etwas oberhalb des Hauses Bremer Straße 266 (Seßmann).

Die tragische Geschichte dieser Anlage begann im Jahr 1943. Zu dieser Zeit begann die Stadt Osnabrück in Eigeninitiative mit dem Bau größerer Stollenbunker zum Schutz der Bevölkerung. Da für material-intensivere Bunkerbauten die Mittel fehlten, waren Stollen die einfachste und zugleich sicherste Möglichkeit kurzfristig bombensicheren Schutzraum zu schaffen. Dem Beispiel folgend gingen auch einige Hausgemeinschaften und private Initiativen dazu über, für sich und die Nachbarschaft eigene Stollenbunker anzulegen. So auch an der Bremer Straße. Hier grub sich die Anwohnerschaft bis Kriegsende 110m in den Schinkelberg hinein und schaffte so auf knapp 200 Quadratmetern Schutzraum für etwa 400 Personen. Für den Bau stellte die Stadt Osnabrück aufgrund des Materialmangels bis zum September 1944 lediglich 6t Bau- sowie 2t Mascheisen und 115t Zement zur Verfügung. Das restliche Material musste von den Anwohnern anderweitig beschafft werden. Die Fertigstellung des Bauwerks verzögerte sich daher immer wieder. So waren bis März 1945 noch immer keine ausreichenden Sicherungen an den Eingängen erfolgt, den schwächsten Punkten eines Stollenbunkers.

Der vorletzte Luftangriff auf Osnabrück am 23. März 1945 sollte den Verantwortlichen dieses Versäumnis auf tragische Weise vor Augen führen. Bei dem Angriff, der auf die Bahnanlagen und Wohnviertel in Ostteil der Stadt abzielte, fielen auch einige Bomben auf unbebautes Gebiet am Schinkelberg. Eine dieser Fliegerbomben schlug hierbei direkt oberhalb der südwestlichen Eingangsrampe ein und zerstörte das Stollenmundloch. Trümmer und Splitter flogen aufgrund der immensen Sprengwirkung ungehindert ins Bunkerinnere des mit etwa 1500 Menschen völlig übefüllten Stollenbunkers. Da sich kurz zuvor noch Menschen ausserhalb des Bunkers aufhielten, entstand im Eingang kurz vor dem Zeitpunkt der Explosion absolutes Chaos. 25 Menschen schafften es nicht mehr rechtzeitig in den schützenden Stollen und starben noch vor Ort unter den Trümmermassen. Angeblich habe der Zugangsstollen bei der Explosion nachgegeben, weil sich nach Spreng-Arbeiten im Inneren des Stollens diverse Stützbalken gelockert hätten. Man hatte noch kurz vor dem Luftangriff im Inneren einen Querstollen vorantreiben wollen und dabei mit Sprengstoff gearbeitet.

Nur zwei Tage später ereignete sich eine ganz ähnliche Katatrophe am völlig überlaufenen Stollenbunker an der Brinkstraße. Dort starben mindestens 125 Menschen. Auch hier waren die Eingänge nicht ausreichend verstärkt worden. Dabei war den Verantwortlichen bereits bei der Katatrophe am Schölerbergstollen im November 1944 vor Augen geführt worden, dass an den Eingangsbauwerken der meisten Osnabrücker Stollen dringenst nachgebessert werden musste. Aufgrund des eklatanten Mangels an Baumaterial wurde jedoch auf eben diese Verstärkungen verzichtet. Insgesamt kostete diese Tatsache in den letzten Kriegsmonaten knapp 250 Menschenleben.

Im Jahr 1996 wurde die alte Stollenanlage an der Bremer Straße durch den Bund verfüllt, da sie einsturzgefährdet gewesen sein soll. Heute ist von dem ehemaligen Bunker auf den ersten Blick nichts mehr zu erkennen. Einzig der Bombenkrater und zwei Schneisen im Berghang zeugen noch von dem Bauwerk unter Tage.

Zusammenfassung:

  • Grundfläche (errechnet)
    198,00 m²
  • Bauherr
    Anwohner / Stadt Osnabrück?
  • Aufnahmekapazität (offiz. Angaben)
    400 Personen
  • Baubeginn
    1943
  • Inbetriebnahme
    1943
  • Gesamtlänge (offiz. erreicht)
    135 Meter
  • Anlage galt als relativ bombensicher
    ja

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Fotografien und Bilder

  • Bombenkrater LS-Stollen Bremer Straße
    Der Standort des südlichen Stollenmundlochs an der Bremer Straße. Deutlich ist…
    Foto: Haubrock | 2013

Quellenangaben

Dokumente, Baupläne und Sekundärquellen

Der Bau von Luftschutzstollen in Osnabrück (Möllmann(?), 1943)
Titel / Merkmal
Der Bau von Luftschutzstollen in Osnabrück
Autor / Verfasser / Urheber
Möllmann(?)
Datum
11.11.1943
Nachweisung über LS.Bunker, LS.Stollen und Oeffentl. Luftschutzräume im Stadtgebiet Osnabrück (unbekannt, 1945)
Titel / Merkmal
Nachweisung über LS.Bunker, LS.Stollen und Oeffentl. Luftschutzräume im Stadtgebiet Osnabrück
Autor / Verfasser / Urheber
unbekannt
Datum
09.11.1945
Anmerkungen
Abschrift, 5 Seiten, datiert auf den 9.11.1945, Verfasser unbekannt (Möllmann?)
Kriegs-Chronik - Register zu Band I bis VII - Anhänge (Möllmann, 1956)
Titel / Merkmal
Kriegs-Chronik - Register zu Band I bis VII - Anhänge
Autor / Verfasser / Urheber
Möllmann
Datum
1956
Anmerkungen
Der Luftschutzbau in Osnabrück während des zweiten Weltkrieges (1939 / 1945)
Luftschutz: Neue Aufgaben warten auf uns (Neue Tagespost, 1958)
Titel / Merkmal
Luftschutz: Neue Aufgaben warten auf uns
Autor / Verfasser / Urheber
Neue Tagespost
Datum
08.02.1958
Schinkeler Geschichten (Bürgerverein Osnabrück-Schinkel von 1912 e.V.,, 1990)
Titel / Merkmal
Schinkeler Geschichten
Autor / Verfasser / Urheber
Bürgerverein Osnabrück-Schinkel von 1912 e.V.,
Datum
1990
Schinkelberg: In Bunker wird Beton gepumpt (Neue Osnabrücker Zeitung,, 1996)
Titel / Merkmal
Schinkelberg: In Bunker wird Beton gepumpt
Autor / Verfasser / Urheber
Neue Osnabrücker Zeitung,
Datum
26.09.1996
Anmerkungen
Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ)
Im Anflug auf Osnabrück - Die Bombenangriffe 1940 - 1945 (Wido Spratte, 2004)
Titel / Merkmal
Im Anflug auf Osnabrück - Die Bombenangriffe 1940 - 1945
Autor / Verfasser / Urheber
Wido Spratte
Datum
2004
ISBN
1072911600
Anmerkungen
2. Auflage 2004, Wido Spratte, ISBN 3-87898-292-5
Kriegstote des 2. Weltkriegs in Osnabrück (diverse, 2013)
Titel / Merkmal
Kriegstote des 2. Weltkriegs in Osnabrück
Autor / Verfasser / Urheber
diverse
Datum
2013
Anmerkungen
Zusammenstellung verschiedener Quellen
Zusammenstellung über gebaute L.S. Bunker & Stollen (Verfasser unbekannt, kein Datum)
Titel / Merkmal
Zusammenstellung über gebaute L.S. Bunker & Stollen
Autor / Verfasser / Urheber
Verfasser unbekannt
Datum
nicht vermerkt
Anmerkungen
Tabellarische Auflistung der Hoch-Tief- und Stollenbunker in Osnabrück; Schreibmaschine, undatiert, 2 Seiten

Themen

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Relevante Ereignisse

Erwähnungen in der Chronik

  1. 23. März 1945, 10:53 Uhr
    Bombenkrater LS-Stollen Bremer Straße

    77. Luftangriff auf Osnabrück

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