Der öffentliche Deckungsgraben Brunnenweg wurde im Frühjahr 1943 mit einem Fassungsvermögen von 200 Personen im Auftrag der Stadt errichtet. Er befand sich auf Höhe des heutigen Bolzplatzes an der Thomasburgstraße bzw. Carl-Legien-Straße im Osnabrücker Stadtteil Schinkel.
Das halb in den Boden eingelassene Bauwerk besaß damals vier Treppenzugänge und verfügte über 50cm starke Ziegelsteinwände, welche von massiven Betonplatten gleicher Stärke gedeckelt wurden, zusätzlich überdeckt von etwa einem Meter Erdreich und Hangaufschüttungen an den Flanken.
Obwohl die Anlage damit nicht als bombensicher galt, fanden sich bei den zunehmend den Alltag bestimmenden Fliegeralarmen viele Passanten und Anwohner hier ein. So auch während des Angriffs am 13. Mai 1944. Gegen 14:15 Uhr Ortszeit überflogen an diesem Tag mehrere US-amerikanische Bomberverbände, begleitet von massivem Jagdschutz, das Stadtgebiet. Sie entluden mehrere Bombenteppiche über Bahn- und Industrieanlagen im Schinkel. Ziel waren unter Anderem die umliegenden Werkshallen der Klöckner Werke und des Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerks.
Doch auch Wohnbebauung wurde nicht verschont. Spreng- und Brandbomben sowie 20 speziell für Wohnblöcke konzipierte Luftminen zerstörten unzählige öffentliche Gebäude, Kirchen und Wohnungen abseits der Fabriken. So auch an der heutigen Carl-Legien-Straße, etwa 400 Meter nördlich des alten Klöckner-Geländes. Der erst ein Jahr zuvor errichtete Deckungsgraben am damaligen Brunnenweg war zu diesem Zeitpunkt mit 115 Schutzsuchenden etwa halb belegt, als der Schutzbau plötzlich von Detonationen zerrissen wurde. Eine Sprengbombe hatte den Deckungsgraben getroffen und Teile des Deckungsgrabens vollständig zerstört. Die Decken- und Wandelemente, die untereinander nicht verankert waren, kollabierten oder wurden durch die Wucht der Explosion in Stücke gerissen. 101 Schutzsuchende im Deckungsgraben, unter ihnen auch 30 Kinder, starben an Ort und Stelle. Lediglich 14 Personen konnten nach dem Einschlag von Rettungskräften lebendig geborgen und in der benachbarten Rettungsstelle notversorgt werden. Insgesamt hatte Osnabrück an diesem Tag 239 Tote zu beklagen, etwa ein Sechstel aller Osnabrücker Bombentoten. Niemals zuvor und niemals danach starben an einem Tag so viele Menschen in der Stadt durch einen Luftangriff.
Das Grabensystem am Brunnenweg wurde nach dieser Tragödie nicht wieder aufgebaut, die Schäden waren schlichtweg zu groß. Hinzu kam, dass Deckungsgräben nach dieser Katastrophe in der Stadt nur noch im äußersten Notfall von den Osnabrückern aufgesucht wurden.
Nach dem Krieg machten sich die Behörden nicht die Mühe, die Reste der Luftschutzanlage abzutragen. Nachdem das Gelände noch einige Jahre brach lag, wurden die Überbleibsel Anlage lediglich zugeschüttet und das darüberliegende Gelände planiert.
Heute erinnert an der Carl-Legien-Straße, dem einstigen Brunnenweg, nichts mehr an das Drama, welches sich dort einst zutrug. Am Standort der Katastrophe befindet sich heute ein kleiner Bolzplatz, an die Toten erinnert vor Ort nichts mehr. Eine Gedenk- oder Mahntafel, wie sie auch am ehemaligen Kinderheim Schölerberg existiert, wäre hier wünschenswert.
Zusammenfassung:
- Aufnahmekapazität (offiz. Angaben)200 Personen
- Deckenstärke0,50 Meter
- Wandstärke0,50 Meter
- BauherrStadt Osnabrück
- BaubeginnMai 1943
- InbetriebnahmeSommer 1943
- Anlage ist noch erhaltennein
Anmerkungen: Zugeschüttet, evtl. Reste unter Sportplatz vorhanden