Der "Ostbunker" ist wohl der bekannteste Osnabrücker Luftschutzbunker, nicht zuletzt aufgrund seiner heutigen Nutzung als Veranstaltungsort und gut frequentiertes Jugendzentrum im Herzen des Schinkels.
Die Geschichte der Bunkeranlage führt zurück in die Anfänge des 2. Weltkriegs, als im Deutschen Reich mit dem Erlass des sogenannten LS-Sofortprogramms aus dem Jahr 1940 in allen luftgefährdeten Orten ersten Grades mit der Errichtung bombensicherer Luftschutzbauten begonnen wurde. Nachdem man bereits im Winter 1940 mit dem Bau des benachbarten Hochbunkers am Stahlwerksplatz begann, erfolgte kurze Zeit später auch auf einer Freifläche zwischen Schinkel- und Oststraße der erste Spatenstich für einen weiteren Bunker, den Ostbunker. In zweijähriger Bauzeit entstand hier ab Januar 1941 auf einer Grundfläche von 15,00 x 13,65 Metern ein sechsstöckiger Betonturm, welcher die umliegende Wohnbebauung weit überragte und noch heute das höchste Gebäude in der näheren Umgebung darstellt. Nach seiner Fertigstellung im Frühjahr 1943 verfügte die Anlage offiziell über 775 Schutzplätze, welche jedoch oftmals mehr als doppelt belegt waren. So sollen hier bei den schweren Angriffen der letzten Kriegsjahre bis zu 2.000 Menschen Schutz gefunden haben.
Die für Osnabrück ungewöhnliche Höhe des Turmbunkers von ca. 20 Metern machte sich die Flugabwehr zunutze und errichtete auf dem Dach des Betonklotzes eine kleine Flugabwehrstellung, welche mit einem leichten Flakgeschütz zur Tieffliegerabwehr ausgestattet war. Entsprechende Aufbauten lassen sich auf dem beigefügten Foto aus Kriegszeiten deutlich erkennen. Der Zugang zum Dach erfolgte über eine seitlich am Bunker installierte Beton-Treppe, welche vom Obergeschoss auf das Dach führte.
Der Aufbau des Bunkers war einfach und pragmatisch. Zugang erlangten Schutzsuchende über zwei Eingänge an der Nordseite des Bunkers, welche zugleich auch als einfache Schleusen dienten. Hatte man diese passiert, gelangte man zunächst in den Flur des Erdgeschosses, welcher beide Zugänge mit dem zentral gelegenen Treppenhaus verband. Auf dieser Ebene waren auch die Räumlichkeiten des Bunkerwarts untergebracht. Die Schutzräume für die Öffentlichkeit verteilten sich auf die oberen Ebenen und den Keller, in welchen zudem eigenständige Anlagen für die Frischluftzufuhr installiert waren. Die Schutzräume selbst bestanden damals aus kleineren Kammern von ca. 2m² bis 2,5m² Grundfläche. Dies war eine damals gängige Maßnahme, um im Falle eines Bombentreffers einzelne Räume besser voneinander absichern zu können. Im späteren Kriegsverlauf verzichtete man jedoch bei Neubauten zugunsten der Schutzsuchenden auf solche platzverschwendenen Maßnahmen.
Obwohl der Bunker gegenüber den bis dahin verfügbaren Splitter- bzw. Deckungsgräben und LS-Kellern wesentlich massiver gebaut wurde, galt er aufgrund seiner geringen Wandstärke von 0,80 bis maximal 1,2 Metern nicht als absolut bombensicher. Diese Tatsache mussten am 26. September des Jahres 1944 zwölf Menschen mit ihrem Leben bezahlen. An jenem Dienstag war Osnabrück erneut Ziel amerikanischer Bomberverbände, nachdem erst zwei Wochen zuvor, am 13. September, einer der schwersten Luftangriffe nahezu die gesamte Innenstadt in Schutt und Asche gelegt hatte. Der Angriff vom 26. September zielte jedoch auf die Anlagen der Reichsbahn ab und trotz heftigen Flakfeuers gelang ein planmäßiger Abwurf. Jedoch verfehlten einige der 177 450kg-Bomben ihr vorgegebenes Ziel und detonierten abseits der Bahnanlagen. So auch an der Oststraße im Schinkel. Einer der Querschläger verfehlte hierbei nur knapp die Bunkerdecke des Ostbunkers und detonierte am Fuß der westlichen Bunkerwand. Die Sprengwirkung war so gewaltig, dass die ca. 80cm starke Aussenwand durch den Druck der Detonation eingedrückt wurde und nach Innen kollabierte. Die zwölf Osnabrücker, die sich zu dieser Zeit im Keller des Bunkers aufhielten, wurden von den Trümmermassen erdrückt, für sie kam jede Hilfe zu spät. Die Toten des Angriffs wurden später auf dem Gräberfeld für Bombentote auf dem Heger Friedhof beigesetzt.
Schon am nächsten Tag nach dem Unglück rückte ein Bautrupp an und besserte die Unfallstelle aus. Um eine weitere Katastrophe dieser Art zu vermeiden, wurde die Aussenwand an der Ostseite um einen halben Meter verstärkt. Diese zusätzliche Panzerung ist auch heute noch neben dem heutigen Haupteingang des Jugendzentrums erkennbar. Zusätzlich zu dieser Verstärkung erfuhren auch die zwei Eingänge im Erdgeschoss des Ostbunkers eine Generalüberholung. So erhielten diese jeweils einen zusätzlichen Splitterschutz, der in Form eines vorgelagerten Eingangsbauwerks aus Stahlbeton realisiert wurde. Zwar konnten diese Anbauten direkten Treffern größerer Bomben nicht widerstehen, doch die Sicherheit im Inneren des Bunkers wurde hierdurch doch deutlich erhöht.
Nach dem Krieg verwahrloste der Bunker zunächst. Das Innere des Bunkers soll im Jahr 1948 einen verwüsteten Eindruck gemacht haben, da sämtliche Einrichtungen, von den Sitzgelegenheiten bis zu den massiven Bunkertüren von Vandalen zerstört, ausgehebelt oder entwendet worden sein sollen. Ob zu dieser Zeit bereits die Entfestigungsöffnungen im Obergeschoss existierten, ist nicht ganz klar, denn im April des Jahres 1948 soll das Erdgeschoss des Bunkers bereits eine kuriose Umnutzung erfahren haben. Nach Informationen des Norddeutschen Rundfunks wurde hier ein modernes Saunabad eingerichtet, das über Bade- und Massagemöglichkeiten verfügte und den Osnabrückern einen Hauch von "Wellness" bieten sollte. Wie lange diese Nutzungsphase allerdings andauerte ist nicht bekannt.
Im Jahr 1977 übernahm die Stadt Osnabrück den Bunker und funktionierte ihn nach diversen Umbauten im Inneren zum noch heute existierenden Jugendzentrum um. Die Tarnbemalung des Bunkers stammt übrigens nicht aus Kriegszeiten, sondern wurde erst in den 1970ern aufgebracht.
Wer sich den Ostbunker gerne einmal ansehen möchte, der kann sich auf der Seite des Jugendzentrums Ostbunker unter http://ostbunker.de.dedi2338.your-server.de über die Öffnungszeiten und Ansprechpartner informieren.
Zusammenfassung:
- BauherrStadt Osnabrück
- Anzahl Stockwerke6
- Heutige NutzungJugendzentrum
- BaumaterialEisenbeton
- Aufnahmekapazität (offiz. Angaben)775 Personen
- Außenmaß - Breite15,00 Meter
- Außenmaß - Länge13,65 Meter
- BaubeginnJanuar 1941
- Anmerkungen zum Zustanderhalten
- Anlage galt als relativ bombensicherja
- Anlage ist noch erhaltenja