
Foto: Unbekannter Fotograf, unbekanntes Archiv
Der noch heute erhaltene Weltkriegs-Bunker am Stahlwerksplatz zwischen Buersche Straße und der heutigen Rotenburger Straße in Osnabrück war der erste massive oberirdische Schutzbunker dieser Art in Osnabrück.
Mit dem Bau des Schutzbunkers begann man unmittelbar nach Erlass des Luftschutzsofortprogramms vom Oktober 1940. Dieses Programm sah unter Anderem vor, in 60 deutschen Städten, die als stark luftgefährdet eingestuft wurden, unverzüglich mit dem Bau bombensicherer Betonbunker für die Bevölkerung zu beginnen, um so der wachsenden Gefahr aus der Luft entgegenzuwirken. Der erste Spatenstich am Stahlwerksplatz erfolgte daher bereits im Dezember des selben Jahres.

Foto: Unbekannter Fotograf, unbekanntes Archiv
Als Standort wählte man eine Freifläche am Stahlwerksplatz an der Buersche Straße, welche sich in unmittelbarer Nähe zum damaligen Klöckner-Stahlwerk (heute Hasepark) befindet. Die Anlage sollte nach Fertigstellung den Schutzraumbedarf der umliegenden Nachbarschaft decken und diente Anfangs offenbar auch als Schutzraum für die Werksangehörigen der Firmen Klöckner und Ortmann, die zu dieser Zeit noch über keine eigenen bombensicheren Bunker verfügten. Nach einer Bauzeit von knapp einem Jahr war der Hochbunker im Winter 1941 soweit fertiggestellt, dass er für den Luftschutz freigegeben werden konnte. Bei einer Breite von 37,80m, einer Länge von 11,00m und einer Höhe von 14,00m konnte der Luftschutzbunker auf vier Ebenen planmäßig etwa 1.200 Personen aufnehmen, im späteren Kriegsverlauf wurde diese Zahl jedoch vielfach weit überschritten.
Die Wandstärke beträgt 1,10m bei einer Deckenstärke von etwa 1,60m. An den Enden der 37,80m langen Ostseite des Bunkers befanden bzw. befinden sich die Zugänge ins Innere, geschützt durch zwei nur leicht gepanzerte Splitterschutzvorbauten von ca. 1,0m Wand- und Deckenstärke. Damit war der Bunker nur bedingt bombensicher gegen Nahtreffer.

Foto: Fotograf unbekannt, unbekanntes Archiv | 1941
Besonderes Augenmerk hatten die Architekten zu dieser frühen Zeit des Bombenkriegs auf das Erscheinungsbild des Bunkers gelegt. So finden sich an der Fassade des Bunkers diverse Ornamente aus Sandstein, die dem Betonklotz ein etwas freundlicheres Aussehen verleihen. Die Eingänge wurden zudem durch ein hölzernes Spitzdach ergänzt. Grund hierfür waren gesetzliche Vorgaben, die besagten, dass oberirdische LS-Bunker nicht nur in luftschutzmäßiger Hinsicht, sondern auch städtebaulich und architektonisch eine Einheit mit der umliegenden Bebauung bilden sollten. Hierbei waren auch die baurechtlichen Vorschriften wie etwa die Gebäudehöhe streng zu beachten. Im späteren Kriegsverlauf wurde beim Bau von Bunkern jedoch auf solcherlei Mehraufwand verzichtet.
Bereits während der Bauphase des Bunkers hatte auch die Luftwaffe den Standort am Stahlwerksplatz in Teilen in Beschlag genommen. Zum Schutz des stark gefährdeten Stahlwerks errichtete man hier und auf dem Werksgelände mehrere hölzerne Flugabwehr-Türme für die leichte bzw. mittlere Flak. So existierte auch auf dem Vorplatz des Bunkers ein behelfsmäßiger Flak-Turm, doch wurde dieser nach Fertigstellung des Stahlwerksbunkers wieder abgetragen und die Aufbauten samt Baracken und Geschütz auf den massiven Hochbunker verlegt (s. Fotos).
Während der Hochbunker die Kriegszeit nahezu unbeschadet überstand, so wurde er nach dem Krieg zunächst durch Entfestigungsöffnungen in den Außenwänden für den Luftschutz mittelfristig unbrauchbar gemacht. Zu dieser Zeit diente das schützende Innere bereits als Notquartier für ausgebombte Bürger, welche den Bunker offenbar auch während der Bauarbeiten bewohnten (auf den beigefügten Fotos gut zu erkennen). Wird fortgesetzt...
Zusammenfassung:
- BauherrStadt Osnabrück
- Anzahl Stockwerke4
- Heutige NutzungSelfstorage / Lager
- BaumaterialEisenbeton
- Aufnahmekapazität (offiz. Angaben)1.200 Personen
- Außenmaß - Breite37,80 Meter
- Außenmaß - Höhe14,00 Meter
- Außenmaß - Länge11,00 Meter
- Wandstärke1,10 Meter
- Deckenstärke1,60 Meter
- BaubeginnDezember 1940
- InbetriebnahmeWinter 1941
- Anlage galt als relativ bombensicherja
- Anlage ist noch erhaltenja