Der Luftschutzstollen an der Bremer Straße befand sich am Nordrand des Schinkelbergs, etwas oberhalb des Hauses Bremer Straße 266 (Seßmann).
Die tragische Geschichte dieser Anlage begann im Jahr 1943. Zu dieser Zeit begann die Stadt Osnabrück in Eigeninitiative mit dem Bau größerer Stollenbunker zum Schutz der Bevölkerung. Da für material-intensivere Bunkerbauten die Mittel fehlten, waren Stollen die einfachste und zugleich sicherste Möglichkeit kurzfristig bombensicheren Schutzraum zu schaffen. Dem Beispiel folgend gingen auch einige Hausgemeinschaften und private Initiativen dazu über, für sich und die Nachbarschaft eigene Stollenbunker anzulegen. So auch an der Bremer Straße. Hier grub sich die Anwohnerschaft bis Kriegsende 110m in den Schinkelberg hinein und schaffte so auf knapp 200 Quadratmetern Schutzraum für etwa 400 Personen. Für den Bau stellte die Stadt Osnabrück aufgrund des Materialmangels bis zum September 1944 lediglich 6t Bau- sowie 2t Mascheisen und 115t Zement zur Verfügung. Das restliche Material musste von den Anwohnern anderweitig beschafft werden. Die Fertigstellung des Bauwerks verzögerte sich daher immer wieder. So waren bis März 1945 noch immer keine ausreichenden Sicherungen an den Eingängen erfolgt, den schwächsten Punkten eines Stollenbunkers.
Der vorletzte Luftangriff auf Osnabrück am 23. März 1945 sollte den Verantwortlichen dieses Versäumnis auf tragische Weise vor Augen führen. Bei dem Angriff, der auf die Bahnanlagen und Wohnviertel in Ostteil der Stadt abzielte, fielen auch einige Bomben auf unbebautes Gebiet am Schinkelberg. Eine dieser Fliegerbomben schlug hierbei direkt oberhalb der südwestlichen Eingangsrampe ein und zerstörte das Stollenmundloch. Trümmer und Splitter flogen aufgrund der immensen Sprengwirkung ungehindert ins Bunkerinnere des mit etwa 1500 Menschen völlig übefüllten Stollenbunkers. Da sich kurz zuvor noch Menschen ausserhalb des Bunkers aufhielten, entstand im Eingang kurz vor dem Zeitpunkt der Explosion absolutes Chaos. 25 Menschen schafften es nicht mehr rechtzeitig in den schützenden Stollen und starben noch vor Ort unter den Trümmermassen. Angeblich habe der Zugangsstollen bei der Explosion nachgegeben, weil sich nach Spreng-Arbeiten im Inneren des Stollens diverse Stützbalken gelockert hätten. Man hatte noch kurz vor dem Luftangriff im Inneren einen Querstollen vorantreiben wollen und dabei mit Sprengstoff gearbeitet.
Nur zwei Tage später ereignete sich eine ganz ähnliche Katatrophe am völlig überlaufenen Stollenbunker an der Brinkstraße. Dort starben mindestens 125 Menschen. Auch hier waren die Eingänge nicht ausreichend verstärkt worden. Dabei war den Verantwortlichen bereits bei der Katatrophe am Schölerbergstollen im November 1944 vor Augen geführt worden, dass an den Eingangsbauwerken der meisten Osnabrücker Stollen dringenst nachgebessert werden musste. Aufgrund des eklatanten Mangels an Baumaterial wurde jedoch auf eben diese Verstärkungen verzichtet. Insgesamt kostete diese Tatsache in den letzten Kriegsmonaten knapp 250 Menschenleben.
Im Jahr 1996 wurde die alte Stollenanlage an der Bremer Straße durch den Bund verfüllt, da sie einsturzgefährdet gewesen sein soll. Heute ist von dem ehemaligen Bunker auf den ersten Blick nichts mehr zu erkennen. Einzig der Bombenkrater und zwei Schneisen im Berghang zeugen noch von dem Bauwerk unter Tage.
Zusammenfassung:
- Grundfläche (errechnet)198,00 m²
- BauherrAnwohner / Stadt Osnabrück?
- Aufnahmekapazität (offiz. Angaben)400 Personen
- Baubeginn1943
- Inbetriebnahme1943
- Gesamtlänge (offiz. erreicht)135 Meter
- Anlage galt als relativ bombensicherja