Mit der Planung des Stollensystems Mozartstraße (auch Stollenbunker Beethovenstraße genannt) wurde im Sommer 1943 begonnen. Die Bunkeranlage sollte das Schutzraumangebot für das "Musikantenviertel" und den erweiterten südwestlichen Bereich des Westerbergs sicherstellen, welcher bis ins Jahr 1943 über keinen bombensicheren Schutzplatz verfügte. Der Bau des Bunkers war daher von hoher Dringlichkeit, auch in Hinblick auf die potentielle Gefährdung durch die benachbarte große Flak-Stellung Westerberg und die drei am Nordhang des Westerbergs befindlichen Kasernenkomplexe der Scharnhorst-Kaserne, der Metzer-Kaserne und der Vom-Stein-Kaserne, welche mögliche Angriffsziele darstellten.
Als Standort für das Bunkersystem hatte die Stadt Osnabrück eine bis dahin weitestgehend unbebaute Fläche zwischen Mozartstraße, Beethovenstraße und Johann-Sebastian-Bach-Straße zu Verfügung gestellt. Ausgehend vom ersten Planungsstand vom August 1943 sollte hier ein Stollensystem für 2.000 Personen entstehen, welches sich von der Mozartstraße knapp 200 Meter unter den Gärten der Häuser Beethovenstraße und Johann-Sebastian-Bach-Straße in östliche Richtung ausdehnen und dort einen zweiten Zugang in südlicher Richtung zur Johann-Sebastian-Bach-Straße hin erhalten sollte. Die Gesamtlänge des nutzbaren Schutzraums hätte nach diesem Plan etwa 500 Meter umfasst.
Aufgrund des geringen Gefälles des Westerbergs waren die hier geplanten Eingänge allerdings nicht ebenerdig zu realisieren. Die Planer um Revier-Architekt Serfling wollten daher zunächst auf einer Freifläche nördlich des Hauses Mozartstraße 54 (heute Garten von Hausnr. 56) einen zwölf Meter tiefen Schacht abteufen lassen, von dessen Sohle im Anschluss der Vortrieb des Stollensystems beginnen sollte. Um eine möglichst große Erd- bzw. Gesteins-Überdeckung des geplanten Stollenbunkers zu erreichen, sollte vom ausgehobenen Schacht ein insgesamt ca. 42 Meter langer Stollen samt Gasschleuse und Bunkerwarte in nordöstliche Richtung gegraben werden. Der leicht ansteigende Berghang ermöglichte so die Überdeckung der Stollen um einen weiteren Meter zu erhöhen, sodass im Bereich der Hauptstollen bis zu elf Meter Überdeckung erreicht und damit eine relative Bombensicherheit sichergestellt werden konnte.
Der östliche Zugang war nahezu baugleich konzipiert. So sollte auf Höhe des Hauses Johann-Sebastian-Bach-Straße 14 ein etwa neun Meter tiefer Schacht ausgehoben werden, von dessen Sohle ein Stollen parallel zum Zugangstunnel Mozartstraße in Richtung Nordosten verlaufen sollte. Gegenüber des westlichen Eingangs an der Mozartstraße waren hinter der Gasschleuse noch zusätzliche Räume für den Bunkerarzt und Sanitätskräfte vorgesehen.
Als eigentliche Schutzräume waren zwei sechs Meter auseinanderliegende, parallel verlaufene Stollen von jeweils knapp 184 Metern Länge und 2,20 Metern Gangbreite geplant, die im Abstand von jeweils 39 Metern von drei rechtwinkelig angesetzten Querstollen gekreuzt werden sollten. Gemeinsam mit den Gängen, welche von den Schächten aus zum Bunker führten, hätte es insgesamt fünf Querstollen gebeben.
Um die ungesicherten Schächte vor direkten Bombentreffern zu schützen, sollten diese nach Fertigstellung der Arbeiten von massiven Eingangsbauwerken mit bis zu 1,50 Meter starken Betonwänden und einer ebenso starken Decke gesichert werden. Die Bauwerke sollten zugleich auch die Frischluftschächte der Anlage schützen. Beide Bauten hätten nach Fertigstellung jeweils 7,10x11,40 Meter Grundfläche gehabt.
Doch der Plan für eine so große Anlage wurde offenbar vom Stadtbaurat gekippt. Zur Ausführung kam letztlich eine wesentlich kleinere Variante. Zwar wurde der Grundriss des Serfling-Plans vom August 1943 teilweise übernommen, wohl auch, weil die Bauarbeiten an der Mozartstraße bereits liefen, doch gab es wesentliche Unterschiede in der Länge der Hauptstollen und in der Bauweise des Zugangs an der Johann-Sebastian-Bach-Straße.
Basierend auf den Konstruktionszeichnungen aus den Monaten Juli und August 1944 wären die Hauptstollen um zunächst jeweils etwa 42,5 Meter verkürzt worden, wodurch sich die Gesamtkapazität auf ca. 1.500 Plätze reduziert hätte. Der östliche Zugang war bei der Neu-Planung vollkommen umstrukturiert worden. Zwar sollte der Eingang weiterhin an der Johann-Sebastian-Bach-Straße nach Übertage treten, doch sollte er nun direkt an die Straße gelegt werden und ca. 80 Meter weiter westlich verlaufen und an der Straße auf Höhe des Wendehammers, östlich des ehemaligen Löschteichs nach Übertage treten. Es war daher notwendig, den Zugangsstollen um knapp 33 Meter zu verlängern. Auch war der Zugang nun nicht mehr am Ostende des Bunkersystems eingeplant, sondern sollte die Verlängerung eines Questollens weiter westlich darstellen. Zudem gab man nun dem Bau einer Rampe gegenüber des ursprünglich angedachten Schachts den Vorzug. Diese Rampe sollte auf einer Länge von 15,4 Metern in nordöstliche Richtung, leicht westlich angewinkelt zum Stollen, acht Meter tief in den Berg getrieben und im Anschluss durch eine Treppe mit 45 Stufen ausgebaut werden. Die leicht angewinkelte Bauweise hatte den Zweck Splitterflug ins Innere der Anlage zu verhinden.
Wann genau die Bauarbeiten am Stollenbunker begannen, ist bisher noch unklar. Im Juli 1944 waren die Arbeiten zwar bereits im Gange, doch hatte man zu diesem Zeitpunkt erst den Schacht an der Mozartstraße und den anschließenden Zugangsstollen auf einer Länge von nur 20 Metern fertiggestellt. Die Bauarbeiten am Zugang Johann-Sebastian-Bachstraße hatten zu dieser Zeit noch gar nicht begonnen.
Im Oktober war man immerhin bereits auf Höhe der Hauptstollen angelangt (ca. 35 Meter) und war dabei den Vortrieb des Bunkers in östliche Richtung zu beginnen. Im gleichen Monat gab es zudem eine weitere Umstukturierung im Bauplan, welche in erster Linie die Hauptstollen betraf. So wurden die Tunnel nun erneut um ca. 55 Meter und die Abstände der Querstollen untereinander um jeweils acht Meter verkürzt. Daraus ergab sich das heute eher bekannte Plan-Fassungsvermögen von 800 Personen. Bei dieser letztbekannten Planänderung blieben die Standorte der Zugänge allerdings unverändert, sodass sich der östliche Zugang letztlich wieder am östlichen Ende der Bunkeranlage befand.
Um den bei Luftangriffen bereits zahlreich anzutreffenden Schutzsuchenden Rechnung zu tragen, musste zudem im Bereich der Mozartstraße ein Notausstieg geschaffen werden, damit im Falle einer Zerstörung des Treppenschachts eine Evakuierung der Anlage möglich war. Da eine Verbindung zum geplanten Eingang Johann-Sebastian-Bach-Straße noch in weiter Ferne stand, legte man notgedrungen am westlichen Ende des südlichen Haupttunnels einen weiteren, 2,60x5,0 Meter breiten und 13 Meter tiefen Schacht an, welcher durch eine 1,40m starke Betonplatte abgedeckt wurde. Zugang zum genannten Schacht erlangte man über eine durch einen 40cm starken Stahlbetonbau geschützte Sprossenleiter, die nach 3,15 Metern seitlich in einem vierstöckigen Treppenhaus endete. Von hier aus gelangte man über eine kleine Schleuse nördlich des Schachts ins Innere der Anlage. Der Einstieg selbst war noch bis 2011/2012 auf dem Bürgersteig vor Hausnummer 56 erkennbar.
Obwohl der Notausstieg noch während der letzten Kriegsmonate weitestgehend vollendet wurde, konnte nur noch ein verhältnismäßig kleiner Teil der Anlage fertiggestellt werden. Da das benachbarte Stollensystem "Barbara-Stollen" an der Artilleriestraße zu dieser Zeit bereits fertiggestellt und sogar weiter ausgebaut wurde, schwand zudem die Dringlichkeit zur Fertigstellung der Stollenanlage Mozartstraße. Bis Kriegsende schafften die Arbeiter im westlichen Bunkerbereich einen Gesamtvortrieb von nur etwa 90 Metern, von denen wiederum etwa 67 Stollenmeter als Schutzstollen dienten.
Mit dem Kriegsende am 4. April 1945 kamen auch die Arbeiten auf den letzten aktiven Bunkerbaustellen in Osnabrück zum Erliegen. Teilweise hatte man schon Tage vorher auf Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter verzichten müssen, da diese nicht mehr zum Dienst erschienen. Auch an der Mozartstraße ruhten seit dem Eintreffen britischer Soldaten die Arbeiten vollständig. Wie weit man zu dieser Zeit mit dem Eingang an der Johann-Sebastian-Bach-Straße gekommen war, ist leider unklar. Auf einer beigefügten Luftaufnahme der USAAF vom 12. Oktober 1944 scheint an dieser Stelle jedoch schon Bautätigkeit erkennbar zu sein.
In den ersten Jahren der Nachkriegszeit wurde der Stollenbunker im Auftrag der britischen Militärregierung für Luftschutzzwecke unbrauchbar gemacht. Man sprengte die Zugänge und verfüllte sie mit Trümmern und Erdreich.
Etwa 20 Jahre später, im Jahr 1968, wurde die Luftschutzanlage schließlich wieder geöffnet. Im Rahmen einer Überprüfung ehemaliger Luftschutzbunker bezüglich ihrer erneuten Verwendbarkeit als Schutzstollen hatte die Stadt Osnabrück neben vielen anderen Standorten auch an der Mozartstraße graben lassen. Da der Zugang zur Bunkeranlage über den alten Treppenschacht nicht mehr möglich war, nutzte man den Notausstiegsschacht, um ins Innere des Bunkers vordringen zu können.
Wie sich allerdings herausstellte, war das alte Stollensystem in keinem guten Zustand und die Anlage insgesamt zu klein, um sie einer neuen Nutzung zuzuführen. Folglich erachtete die Stadt die Bunkeranlage als nicht erhaltenswürdig, so dass sie noch im Folgejahr 1969 mit Magerbeton verfüllt wurde. Nachdem bei der Modernisierung der Mozartstraße im Jahr 2012(?) auch die Betonplatte des Notausstiegs abgetragen wurde, ist von der Bunkeranlage heute nichts mehr zu sehen. Über dem Treppenschacht Mozartstraße wachsen heute Blumen und am Standort des (geplanten) Zugangs Johann-Sebastian-Bach-Straße befindet sich heute eine Garagenzufahrt.
Zusammenfassung:
- Gesamtlänge (offiz. Planzahl)200 Meter
- Aufnahmekapazität (offiz. Planzahl)800 Personen
- BauherrStadt Osnabrück
- Baubeginn1943
- Inbetriebnahme1943/1944
- Aufnahmekapazität (errechnet)260 Personen
- Gesamtlänge (offiz. erreicht)67 Meter
Anmerkungen: 90 Meter gesamt (inkl. Zuwege) - Anlage galt als relativ bombensicherja
- Anlage ist noch erhaltennein
Anmerkungen: verfüllt