
Foto: Fotograf unbekannt, Sammlung Haubrock | 1945
Am 4. April 1945 besetzen britische Einheiten die Trümmer der Stadt. Sie treffen nur auf vereinzelte Gegenwehr. Das Gros der Wehrmacht zieht sich bereits vor dem Eintreffen der Alliierten über den Schinkelberg in Richtung Bremen zurück. Der Osnabrücker Volkssturm - es sollten nach Willen der Parteiführung 10.000 Mann unter Waffen gestellt werden - besteht zu diesem Zeitpunkt nur aus wenigen, versprengten Einheiten. Militärisch weitestgehend ungeschult und völlig unzureichend bewaffnet, strecken sie vielerorts nach erstem Feindkontakt die Waffen. Widerstand gab es an den meisten Stellen nur noch von einigen verbliebenen Flak-Soldaten und Luftwaffenhelfern, die ihre letzten Geschosse auf die herannahenden Feinde feuerten, bevor sie ihre Geschützstellungen aufgaben und die Flucht antraten.
Obwohl die Stadt letztlich nahezu kampflos an die Alliierten fiel, berichtete das Oberkommando der Wehrmacht noch am selben Abend von anhaltenden Kampfhandlungen in der Stadt. In einer Radiodurchsage dieses Tages wurde der deutschen Bevölkerung die Situation wie folgt geschildert:
Im Westen drückten die Engländer unsere Gefechtsvorposten am Waal beiderseits Arnheim nach schweren Kämpfen auf das nördliche Stromufer zurück. An der Ijssel wie im Raum zwischen Hengelo und den nordwestlichen Ausläufern des Teutoburger Waldes sind heftige Angriffe des Feindes und eigene Gegenangriffe im Gange, Panzergrenadiere stießen nordwestlich Burgsteinfurt in die tiefe Flanke des Gegners und vernichteten eine Panzergruppe. In den Straßen von Rheine und Osnabrück wird gekämpft. Über Herford stoßen Panzerspitzen gegen das Gebiet von Bad Oeynhausen vor, während die Besatzung von Münster dem Feind weiter verbissen Widerstand leistet. Im Nordabschnitt der Westfront wurden gestern 54 Panzer abgeschossen.
Die Osnabrücker Bevölkerung war an diesen Tagen auf sich allein gestellt, die Verantwortlichen der Stadt hatten längst das Weite gesucht und die Stadt ihrem Schicksal überlassen. Der verbliebene Teil der Osnabrücker, der sich nicht ebenfalls in Richtung Bremen abgesetzt oder aufs Land gerettet hatte, wartete in den Kellern, Bunkern und Stollen auf das Ende der Kampfhandlungen. Am Abend des 4. April 1945 waren die Trümmer Osnabrücks unter alliierter Kontrolle.