Deckungsgraben Schmidtstraße 4 (Weland)

Schmidtstraße, 49080 Osnabrück

Dank einer ausführlichen Beschreibung des Zeitzeugen Werner Lenz, dessen Familie während des 2. Weltkriegs in der Schmidtstraße 4 in Osnabrück lebte, wurden viele Einzelheiten zu diesem Deckungsgraben für die Nachwelt festgehalten. Im Buch "Gerade Wege gibt es nicht" erläutert der Autor in einem eigenen Kapitel ("Bunkerbau im Garten") die Entstehung des Deckungsgrabens im 2. Weltkrieg.

So war es der Vater des Autors, der spätere Osnabrücker Gewerkschaftschef Franz Lenz, der sich für den Bau dieser privaten Luftschutzanlage einsetzte und den Vermieter August Weland von der Notwendigkeit eines solchen Bunkers überzeugen konnte. In Folge der schweren Luftangriffe auf Osnabrück im Jahr 1942 und erster Bombentreffer in der näheren Umgebung des Wohnhauses, drängte Lenz auf den Bau eines Bunkers für die Hausgemeinschaft, da der hauseigene Luftschutzkeller den Abwurfmitteln der Alliierten nicht gewachsen gewesen wäre. Der Eigentümer gab letztlich sein Einverständnis und so wurde im Jahr 1943 im Garten hinter einer dort damals ansässigen Schmiede mit dem Bau des Privatbunkers begonnen.

Das Gros der Arbeiten sowie die Materialbeschaffung waren hierbei ebenfalls auf Franz Lenz zurückzuführen, der als sogenannter "Former" im Klöckner-Werk in Osnabrück tätig war und von dort die westentlichen Baustoffe organisieren konnte. Unterstützt von seinem Sohn, dem Eigentümer und einem älteren Nachbarn aus der Hausgemeinschaft begannen im Mai 1943 die Ausschachtungsarbeiten für den Schutzbau. Hierbei stellten sich allerdings schon nach kurzer Zeit erste Probleme ein. Wie so häufig in Osnabrück machte auch hier das Grundwasser die ursprüngliche Planung zunichte, so dass die Sohle des Schutzbaus um 30cm auf nur noch 1,20m Tiefe reduziert werden musste. Letztlich hatte aber auch diese Anhebung der Sohle wenig Erfolg gebracht, da der Schutzbau in regenreichen Zeiten ("im Herbst und im Frühjahr") regelmäßig leergepumpt werden musste. 

Beim Material musste ebenfalls improvisiert werden. Anstelle von Betonplatten oder Ziegelsteinmauerwerk nutzen die Bauherren aufeinander gestapelte Eisenbahnschwellen für die Außenwände. Die Decke wurde aus mehreren Schichten ausgemusterter Eisenbahnschienen erstellt. Beide Baustoffe hatte Lenz bei seinem Arbeitgeber ergattern können. Im Anschluss wurde alles mit zwei Lagen Teerpappe abgedichtet und mit dem Erdaushub der Baugrube überdeckt. Zur weiteren Aussteifung wurden im Inneren zusätzliche Holzstempel entlang der Wände eingesetzt, bevor längs des Grabens zwei Bänke für die Schutzsuchenden eingebaut wurden. Ausgehend von einer im genannten Buch angefügten Abbildung war ein Stehen im Inneren kaum möglich. Die lichte Höhe des Schutzbaus dürfte nach eigenen Schätzungen bei nur etwa 1,5m gelegen haben. Den baulichen Gegebenheiten war es offenbar auch geschuldet, dass der Schutzbau weder über einen Notausstieg, noch über einen sicheren Hauptzugang verfügte. Nach Angaben von Werner Lenz war der Eingangsbereich nicht einmal durch eine Schutztür gesichert, so dass selbst sein Vater den "Bunker" keinesfalls als bombensicher einstufte. Der Innenraum selbst war zudem sehr eng. Lenz nennt die Anlage in seinem Buch "winzig", was auch die Abbildungen im Buch belegen. Insgeamt dürfte der Innenraum maximal zwei Meter breit und ca. 5m lang (gewesen) sein.

Der Schutzbau soll den 2. Weltkrieg unbeschadet überstanden haben, der heutige Zustand wie auch der exakte Standort sind allerdings derzeit noch unklar.

Zusammenfassung:

  • Anlage galt als relativ bombensicher
    nein
  • Baubeginn
    Mai 1943
    Anmerkungen: Beginn der Ausschachtungsarbeiten

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Anmerkungen zur Markierung: Genauer Standort noch unklar: "im Garten hinter der Werkstatt"


Allgemeine Anmerkungen: Die hier bereitgestellten Standortangaben dienen lediglich der Dokumentation.
Viele Objekte befinden sich auf Firmen- oder Privatgrundstücken und sollten ohne Rücksprache mit den entsprechenden Eigentümern weder betreten noch fotografiert werden.

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Quellenangaben

Dokumente, Baupläne und Sekundärquellen

Adreßbuch der Stadt und des Landkreises Osnabrück 1938/1939 (Hermann Elstermann, Osnabrück, 1938)
Titel / Merkmal
Adreßbuch der Stadt und des Landkreises Osnabrück 1938/1939
Autor / Verfasser / Urheber
Hermann Elstermann, Osnabrück
Datum
1938
Gerade Wege gibt es nicht (Werner Lenz, 2006)
Titel / Merkmal
Gerade Wege gibt es nicht
Autor / Verfasser / Urheber
Werner Lenz
Datum
2006
ISBN
1136070000
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Kapitel 10: Bunkerbau im Garten

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