Luftschutzbunker Johannismauer ("gesperrter Turm")

Luftschutzbunker Johannismauer ("gesperrter Turm")

Johannistorwall, 49074 Osnabrück

Mäuseturm Johannismauer mit Verbunkerungen
Abrissarbeiten der Verbunkerungen am Mäuseturm Johannismauer im Jahr 1954. Während des 2. Weltkriegs wurde der alte Wehrturm mit viel Aufwand in einen…
Foto: Fotograf unbekannt, Bild entnommen aus Neue Tagespost vom 24.07.1954 | 1954

Der alte Wehrturm an der Johannismauer in Osnabrück wurde im 15. Jahrhundert als Teil der Stadtbefestigung Osnabrücks errichtet und befand sich in unmittelbarer Nähe zum einstigen Johannistor. Während das Stadttor mitsamt dem Gros der historischen Stadtmauer zu Beginn des 20. Jahrhunders weichen musste, blieb der "Mäuseturm" von dem Abriss verschont.
Offiziell heißt der Turm heute "Gesperrter Turm", hatte im Laufe der Jahrhunderte aber bereits mehrere mehr oder weniger offizielle Namen, von denen "Johannisturm", "Neustädter Turm", Hochsperriger Turm" und "Gesperrter Turm" wohl die Bekanntesten sind. Weniger bekannt sind die Bezeichnungen "Schweineturm" und "Mäuseturm", auf deren Ursprünge ich hier allerdings nicht weiter eingehen werde.  

Als die Osnabrücker Stadtverwaltung zu Beginn des 2. Weltkriegs auf der Suche nach geeigneten Luftschutzräumen auch mittelalterliche Bauwerke in Augenschein nahm, wurde auch der Mäuseturm auf seine Tauglichkeit als Luftschutzraum hin überprüft, in dem bis dahin lediglich Spritzenschläuche der Feuerwehr lagerten. Aufgrund seiner starken Außenwände kam man zu der Überzeugung, dass die Grundsubstanz des Turms eine gute Basis für einen Luftschutzbunker bot.
Da allerdings die der Innenstadt zugewandte Fassade, die Zwischendecken und das Dach des alten Gemäuers noch nicht den Ansprüchen eines Luftschutzbunkers entsprachen, musste der Turm zunächst luftschutzmäßig ausgebaut werden. Hiefür wurden Wände und die drei oberen Geschosse durch Eisenbeton verstärkt, die alten Schießscharten verschlossen sowie das Dach abgetragen und durch eine 1,5m starke Betonplatte ersetzt. Die der Innenstadt zugewandte Seite des Turms erhielt außen eine zusätzliche Panzerung von ca. 2m Stärke und etwa 7m Höhe, da die Außenwand hier weniger stark war.  Auf Straßenniveau erhielt dieser Betonanbau zudem zwei splittergeschützte Zugänge, die sich an der Nordost- und Südostecke des Bauwerks befanden. Der Bereich innerhalb der heute wieder zugänglichen Arkaden diente hierbei als Gasschleuse, an die das Treppenhaus anschloss. Nach diesen Umbauten galt der Wehrturm als weitestgehend bombensicher.

Über den damaligen Aufbau der Schutzräume und die Gesamtkapazität, über die Verteilung der Sanitäranlagen, die Art der Belüftung und den allgemeinen Aufenthalt im Mäuseturm während des Krieges ist leider bisher nichts bekannt. Sobald diese Infos vorliegen, reiche ich sie nach.   

Nach dem Krieg wurde der Wehrturm zunächst entfestigt, also durch Wandöffnungen für den Luftschutz unbrauchbar gemacht. Wann dies genau geschah, ist nicht bekannt.
Im Jahr 1954 begannen dann die Rückbauarbeiten, um den Turm äußerlich in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen und als Baudenkmal für die Neustadt zu erhalten. Hierfür musste unter Anderem die Betonwand auf der Ostseite des "Bunkers" weichen, die zudem dem Ausbau des inneren Rings im Wege stand. Mit dem Aufsetzen eines neuen Dachstuhls waren diese Arbeiten im Jahr 1955 abgeschlossen. Anfang der 1980er wurde letztlich auch die massive Betondecke abgetragen und der Turm im Nachgang um ein weiteres, sechstes Geschoss ergänzt. Heute sind die Innenräume des "Bunkerturms" an den Verein Bürgerschützen von 1828 e.V. vermietet.

Zusammenfassung:

  • Bauherr
    Stadt Osnabrück
  • Inbetriebnahme
    1939
  • Anlage galt als relativ bombensicher
    ja
  • Anlage ist noch erhalten
    ja
    Anmerkungen: Verbunkerungen am Dach und auf Straßenseite nach dem Krieg entfernt
  • Baumaterial
    Bestand (historischer Wehrturm); Ausbau/Verstärkung mittels Eisenbeton;
  • Anzahl Stockwerke
    5
    Anmerkungen: In den 1980ern um ein Stockwerk auf 6 erweitert
  • Deckenstärke
    1,50 Meter
    Anmerkungen: Eisenbetondecke

Karte

Standort des Objekts

Karte wird geladen. Bitte warten...
Sollte die Karte nicht erscheinen, überprüfen Sie bitte Ihre Datenschutz-Einstellungen.

Allgemeine Anmerkungen: Die hier bereitgestellten Standortangaben dienen lediglich der Dokumentation.
Viele Objekte befinden sich auf Firmen- oder Privatgrundstücken und sollten ohne Rücksprache mit den entsprechenden Eigentümern weder betreten noch fotografiert werden.

Zur Übersichtskarte

Bildmaterial

Fotografien und Bilder

  • Mäuseturm Johannismauer mit Verbunkerungen
    Abrissarbeiten der Verbunkerungen am Mäuseturm Johannismauer im Jahr 1954.…
    Foto: Fotograf unbekannt, Bild entnommen aus Neue Tagespost vom 24.07.1954 | 1954
  • Wehrturm Johannismauer als Luftschutzbunker
    Der Wehrturm Johannismauer als Luftschutzbunker in den 1950ern
    Foto: Fotograf Balzer, Freie Presse | 1954

Quellenangaben

Dokumente, Baupläne und Sekundärquellen

Nachweisung über LS.Bunker, LS.Stollen und Oeffentl. Luftschutzräume im Stadtgebiet Osnabrück (unbekannt, 1945)
Titel / Merkmal
Nachweisung über LS.Bunker, LS.Stollen und Oeffentl. Luftschutzräume im Stadtgebiet Osnabrück
Autor / Verfasser / Urheber
unbekannt
Datum
09.11.1945
Anmerkungen
Abschrift, 5 Seiten, datiert auf den 9.11.1945, Verfasser unbekannt (Möllmann?)
Restaurierung oder Abbruch? Wehrturm "Stein des Anstoßes" (Freie Presse, 1954)
Titel / Merkmal
Restaurierung oder Abbruch? Wehrturm "Stein des Anstoßes"
Autor / Verfasser / Urheber
Freie Presse
Datum
29.06.1954
Über und unter der Erde (Neue Tagespost, 1954)
Titel / Merkmal
Über und unter der Erde
Autor / Verfasser / Urheber
Neue Tagespost
Datum
24.07.1954
Alter Turm mit neuem Dachstuhl (Osnabrücker Stadtanzeiger, 1955)
Titel / Merkmal
Alter Turm mit neuem Dachstuhl
Autor / Verfasser / Urheber
Osnabrücker Stadtanzeiger
Datum
31.08.1955
Osnabrück 1933 - 1945 - Stadt im Dritten Reich (Karl Kühling, 1980)
Titel / Merkmal
Osnabrück 1933 - 1945 - Stadt im Dritten Reich
Autor / Verfasser / Urheber
Karl Kühling
Datum
1980
ISBN
315529200
Spielen unterm "Gesperrten Turm" (Neue Osnabrücker Zeitung, 2011)
Titel / Merkmal
Spielen unterm "Gesperrten Turm"
Autor / Verfasser / Urheber
Neue Osnabrücker Zeitung
Datum
24.08.2011
Kriegs-Chronik - Band VI - Juli 1944 bis Oktober 1944 (Stadt Osnabrück, kein Datum)
Titel / Merkmal
Kriegs-Chronik - Band VI - Juli 1944 bis Oktober 1944
Autor / Verfasser / Urheber
Stadt Osnabrück
Datum
nicht vermerkt
Anmerkungen
Niedersächsisches Landesarchiv; NLA OS, Dep 3 b XV, Nr. 6

Themen

Zugeordnete Themenbereiche

Umgebung erkunden

Nächstgelegene Luftschutzanlagen

Zur Übersichtskarte

Inhalte teilen

In einem Sozialen Netzwerk teilen

PinterestWhatsappE-Mail