Der alte Wehrturm an der Johannismauer in Osnabrück wurde im 15. Jahrhundert als Teil der Stadtbefestigung Osnabrücks errichtet und befand sich in unmittelbarer Nähe zum einstigen Johannistor. Während das Stadttor mitsamt dem Gros der historischen Stadtmauer zu Beginn des 20. Jahrhunders weichen musste, blieb der "Mäuseturm" von dem Abriss verschont.
Offiziell heißt der Turm heute "Gesperrter Turm", hatte im Laufe der Jahrhunderte aber bereits mehrere mehr oder weniger offizielle Namen, von denen "Johannisturm", "Neustädter Turm", Hochsperriger Turm" und "Gesperrter Turm" wohl die Bekanntesten sind. Weniger bekannt sind die Bezeichnungen "Schweineturm" und "Mäuseturm", auf deren Ursprünge ich hier allerdings nicht weiter eingehen werde.
Als die Osnabrücker Stadtverwaltung zu Beginn des 2. Weltkriegs auf der Suche nach geeigneten Luftschutzräumen auch mittelalterliche Bauwerke in Augenschein nahm, wurde auch der Mäuseturm auf seine Tauglichkeit als Luftschutzraum hin überprüft, in dem bis dahin lediglich Spritzenschläuche der Feuerwehr lagerten. Aufgrund seiner starken Außenwände kam man zu der Überzeugung, dass die Grundsubstanz des Turms eine gute Basis für einen Luftschutzbunker bot.
Da allerdings die der Innenstadt zugewandte Fassade, die Zwischendecken und das Dach des alten Gemäuers noch nicht den Ansprüchen eines Luftschutzbunkers entsprachen, musste der Turm zunächst luftschutzmäßig ausgebaut werden. Hiefür wurden Wände und die drei oberen Geschosse durch Eisenbeton verstärkt, die alten Schießscharten verschlossen sowie das Dach abgetragen und durch eine 1,5m starke Betonplatte ersetzt. Die der Innenstadt zugewandte Seite des Turms erhielt außen eine zusätzliche Panzerung von ca. 2m Stärke und etwa 7m Höhe, da die Außenwand hier weniger stark war. Auf Straßenniveau erhielt dieser Betonanbau zudem zwei splittergeschützte Zugänge, die sich an der Nordost- und Südostecke des Bauwerks befanden. Der Bereich innerhalb der heute wieder zugänglichen Arkaden diente hierbei als Gasschleuse, an die das Treppenhaus anschloss. Nach diesen Umbauten galt der Wehrturm als weitestgehend bombensicher.
Über den damaligen Aufbau der Schutzräume und die Gesamtkapazität, über die Verteilung der Sanitäranlagen, die Art der Belüftung und den allgemeinen Aufenthalt im Mäuseturm während des Krieges ist leider bisher nichts bekannt. Sobald diese Infos vorliegen, reiche ich sie nach.
Nach dem Krieg wurde der Wehrturm zunächst entfestigt, also durch Wandöffnungen für den Luftschutz unbrauchbar gemacht. Wann dies genau geschah, ist nicht bekannt.
Im Jahr 1954 begannen dann die Rückbauarbeiten, um den Turm äußerlich in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen und als Baudenkmal für die Neustadt zu erhalten. Hierfür musste unter Anderem die Betonwand auf der Ostseite des "Bunkers" weichen, die zudem dem Ausbau des inneren Rings im Wege stand. Mit dem Aufsetzen eines neuen Dachstuhls waren diese Arbeiten im Jahr 1955 abgeschlossen. Anfang der 1980er wurde letztlich auch die massive Betondecke abgetragen und der Turm im Nachgang um ein weiteres, sechstes Geschoss ergänzt. Heute sind die Innenräume des "Bunkerturms" an den Verein Bürgerschützen von 1828 e.V. vermietet.
Zusammenfassung:
- BauherrStadt Osnabrück
- Inbetriebnahme1939
- Anlage galt als relativ bombensicherja
- Anlage ist noch erhaltenja
Anmerkungen: Verbunkerungen am Dach und auf Straßenseite nach dem Krieg entfernt - BaumaterialBestand (historischer Wehrturm); Ausbau/Verstärkung mittels Eisenbeton;
- Anzahl Stockwerke5
Anmerkungen: In den 1980ern um ein Stockwerk auf 6 erweitert - Deckenstärke1,50 Meter
Anmerkungen: Eisenbetondecke