
Foto: Fotograf unbekannt, unbekanntes Archiv | 1940
Der Luftschutzbunker unter dem Osnabrücker Rosenplatz war die erste als bombensicher geltende Luftschutzanlage in der Stadt Osnabrück, die explizit für den Luftschutz konzipiert und errichtet wurde. Begonnen wurde der Bau noch im Dezember 1940 in Folge des Führer- bzw. Luftschutz-Sofortprogramms vom September 1940. Nach der Fertigstellung sollten hier insgesamt 245 (300?) Personen bequem Platz finden.
Die Bunkeranlage selbst besitzt in der Nordwestachse eine Gesamtlänge von 50,30 Metern und ist 11,55 Meter breit. Die Wandstärke beträgt 1,80 Meter, die Decke ist 1.40 Meter stark. Errichtet wurde der Stahlbetonbunker mit zwei sich nach Süden öffnenden und dann nach außen rechtwinkelig abknickenden Treppenzugängen, die sich im Osten auf Höhe des Hauses Rosenplatz 16 und im Westen an der Ecke Rosenplatz und Kommenderiestraße (heute etwa auf Höhe der Ampelanlage) befanden. Die Treppenzugänge erhielten zum zusätzlichen Schutz vor Splittern und kleineren Sprengbomben einen zusätzliche Stahlbeton-Sicherung oberhalb der Erdgleiche, optisch etwa vergleichbar mit den Eingangsbauwerken von Deckungsgräben.

Foto: Fotograf unbekannt, unbekanntes Archiv | 1940
Der Aufbau des Bunkers selbst war zweckmäßig. Von der Schleuse am Fuße einer entsprechenden Treppe aus verband ein langer Ost-West-Korridor beide Eingänge geradlinig miteinander. Nördlich des Korridors schlossen nach aktuellem Kenntnisstand sieben separate Räume an. Neben Sanitäranlagen soll sich in einem Raum des Bunkers auch eine Befehlsstelle des Luftschutzwarndienstes befunden haben. Folglich waren nur fünf Räume als allgemeine Sammelschutzräume vorgesehen, die über jeweils 49 (60?) Sitzplätze verfügten. Die Anlage besaß eine eigentständige Lüftungsanlage, eine Licht- und eine Heizungsanlage sowie Frisch- und Abwasseranschlüsse im Sanitärbereich. Der Luftschutzwarndienst wird zudem über eine Telefonverbindung verfügt haben.
Aufgrund des enormen Arbeits- und Materialaufwands beim Bau dieser unterirdischen Trutzburg, blieb der Rosenplatz-Bunker allerdings der einzige in Osnabrück realisierte Tiefbunker. Das Verhältnis von Aufwand und erreichter Kapazität erwies sich schlicht als unbefriedigend. Erschwerend kam in Osnabrück der hohe Grundwasserspiegel hinzu, der Tiefbauprojekte immer wieder erschwerte und im Kriege noch mehrfach für Probleme sorgen sollte (z.B. am Straßburger Platz). Folglich ließ die Stadt von weiteren Tiefbunkerbauten ab und richtete ihr Augenmerk stattdessen zunächst auf den Bau mehrstöckiger oberirdischer Stahlbetonbunker, deren Bau sich als effizienter erwiesen hatte.

Foto: Wolfgang Glosemeyer | 2011
Doch für die Anwohner war der Bunker nach seiner Fertigstellung schnell zu einem lebenserhaltenden Bestandteil ihres Lebens geworden. Während die umliegende Bebauung des alten Rosenplatzes im folgenden Bombenkrieg fast vollständig in Schutt und Asche gelegt wurde, überstand der Rosenplatz-Bunker den Krieg äußerlich unbeschadet. Die unzähligen Schutzsuchenden, die hier zu Kriegszeiten fast täglich Zuflucht suchten, rechtfertigten letztlich jeden verbauten Kubikmeter Beton.
Mit dem Kriegsende in Osnabrück am 4. April 1945 und den damit aussetzenden Luftangriffen, wurde der Bunker letztlich nach knapp einem Jahr Bau- und vier Jahren Betriebszeit von einem auf den anderen Tag nicht mehr benötigt und stand nach dem Krieg über ein Jahr lang leer. Erst im Herbst des Folgejahres fand der Bunker zeitweilig eine neue Bestimmung als sogenanntes "Bunkerhotel". Aufgrund des eklatanten Mangels an Wohn- und Übernachtungsmöglichkeiten in der Stadt ließ der Gastwirt Driehaus den Bunker kurzerhand in ein provisorisches Hotel umbauen. Hierfür wurden die Schutzräume offenbar nochmals räumlich unterteilt, so dass 12 Räume mit insgesamt 36 alten "Luftschutzbetten" geschaffen werden konnten. Schränke und Regale suchte man hier allerdings vergebens. Für die Habseligkeiten der Gäste standen ledliglich einige Haken in den Bunkerwänden zur Verfügung. Um den Gäste ein Mindestmaß an Komfort bieten zu können, hatte der Gastwirt die einstige Befehlsstelle zu einer kleinen Küche umgebaut und den Sanitärbereich saniert. Auch bekamen Korridor und Schlafräume einen freundlicheren, hellen Anstrich.

Foto: Wolfgang Glosemeyer | 2011
Wie lange genau das Hotel aber betrieben wurde, ist unklar. Der Betrieb muss spätestens um 1948/1949 eingestellt worden sein, denn zu dieser Zeit wurde mit der Entmilitarisierung vieler ehemaliger Luftschutzbunker in Osnabrück begonnen. Auch am Rosenplatz begannen zu dieser Zeit die Sprengmeister mit ihrer Arbeit und trugen die Eingangsbauwerke des Bunkers ab. Danach wurden die Treppenabgänge mit Geröll zugeschoben und der Bunker verschwand für viele Jahrzehnte unter dem Asphalt des Rosenplatzes.
Zeitzeuge Wolfgang Glosemeyer schrieb uns hierzu:
Ich kenne den Bunker aus meiner Kindheit. Die beiden Eingänge wurden Ende der 40er Jahre von den Engländern gesprengt. Da damals nur 4 Häuser in der Nähe waren, wurde darum auch kein großer Aufwand betrieben. Um die Abdeckungen der Treppenhäuser wurden Sandsäcke gestapelt, wir mussten die Fenster und Türen öffnen und die Häuser verlassen. Dann hat es gerumst, die Sandsäcke wurden wieder aufgeladen und das entstandene Loch mit den Trümmern zugeschüttet. Als Kinder hat uns nur interessiert, dass wir ab dem Zeitpunkt keine Rutschbahn mehr hatten. Dafür war unser Bolzplatz etwas größer.
Bis 1950 hatte zwar noch ein Hotelwegweiser am Hauptbahnhof auf das Hotel verwiesen, doch aufgrund der Entrüstung einiger auswärtiger Gäste, die vor Ort kein Hotel mehr vorfanden, wurde dieser Hinweis auf den Bunker letztlich auch entfernt. Über die Jahre geriet das unterirdische Bauwerk dann beinahe in Vergessenheit. Erst gute 60 Jahre später kam die Anlage im Zuge der Neugestaltung des Rosenplatzes wieder ans Tageslicht, als die alte Asphaltdecke abgetragen und Teile des Bunkers freigelegt wurden. Obwohl der Bunker auch diese Umbaumaßnahmen überstand, wurden die Eingänge nun aber letztlich mit Beton verfüllt und der Innenraum damit bis auf Weiteres unzugänglich gemacht.
Zusammenfassung:
- BauherrStadt Osnabrück
- Anzahl Stockwerke1
- BaumaterialStahlbeton
- Aufnahmekapazität (offiz. Angaben)245 Personen
Anmerkungen: 300? - Außenmaß - Breite11,55 Meter
- Außenmaß - Länge50,30 Meter
- Wandstärke1,80 Meter
- Deckenstärke1,40 Meter
- BaubeginnDezember 1940
- Anlage ist noch erhaltenja
Anmerkungen: verfüllt - Anlage galt als relativ bombensicherja