Der Luftschutzstollen an der Hubertushöhe wurde ab Sommer 1943 am Höhenweg in den Fels getrieben. Als Ausgangspunkt wählte man einen ehemaligen Steinbruch, da von hier aus der Abtransport des anfallenden Abraums aus dem Stollen ebenerdig erfolgen konnte.
Obwohl die Bunkeranlage in Eigenverantwortung und -leistung der Gemeinde Nahne erfolgte, lehnt sich die Bauweise der Luftschutzanlage an die der öffentlichen Stollenbauprojekte im benachbarten Osnabrück an (Nahne war zu dieser Zeit noch eine eigenständige Gemeinde). Die mit Rundgewölben aus Ziegelstein ausgesteiften Tunnelröhren hatten eine Breite von ca. 2,20 Metern und wie in Osnabrück legte man hier mehrere Querstollen an, die in regelmäßigen Abständen vom Haupttunnel abzweigten. Die Gesamtlänge der so geschaffenen Stollen ist leider bisher nicht bekannt.
Um das aus den Stollen herausgebrochene Gestein entsorgen zu können, wurde am östlichen Rand des Steinbruchs eine Seilwinde installiert, welche die beladenen Loren über eine Rampe den steilen Hang hinauf befördern konnte. Der Abraum wurde im Anschluss in Richtung Schießstände weitertransportiert und dort abgekippt. Noch heute ist der Verlauf der einstigen Schienenstränge dort zu erkennen. Im späteren Verlauf der Arbeiten kam ein weiterer Bunkerzugang in einem Hang oberhalb des Steinbruchs hinzu, doch dazu später mehr.
Die schwere körperliche Arbeit wurde damals nur von fünf bis sechs zivilen Handwerkern aus der Nachbarschaft geleistet, die aufgrund ihres hohen Alters (zwischen 55 und 60 Jahren) nicht mehr für den Kriegsdienst eingezogen wurden, so Zeitzeuge V., welcher als Kind den Bau des Stollens miterlebte. Fremdarbeiter und Kriegsgefangene sollen an dieser Baustelle nicht beschäftigt gewesen sein.
Der Forttrieb selbst kam trotz täglicher Arbeiten nur sehr mühsam voran, da man vor Ort auf Kompressoren, Sprengstoff und geschultes Fachpersonal verzichten musste und somit auf einfachste Mittel wie Hammer und Meissel angewiesen war. Das Baumaterial selbst erhielten die Arbeiter hierbei teils von der Gemeinde Nahne, teils aus dem benachbarten Osnabrück kostenlos zur Verfügung gestellt.
Zur Verpflegung der Arbeiter hatte sich die Nachbarschaft gemeinschaftlich organisiert. So wurden Haushalte und Familien in der Umgebung des Stollens im Wechsel damit beauftragt, die Mahlzeiten für die Männer zuzubereiten. Im Gegenzug erhielten die Anwohner ein Anrecht auf einen festen Platz im Bunker. Für die Kinder war es ein besonderes Vergnügen die Speisen zur Baustelle zu bringen. So durften Sie den Arbeitern beim Ausbau des Bunkers zuschauen und bisweilen selbst mit anpacken. Zeitzeuge V. berichtete uns dazu:
Als Kind durfte ich einmal Steine für die Arbeiter aus dem Stollen räumen, meine Freunde haben geholfen. Die Brocken haben wir auf eine Lore geworfen und dann direkt vor dem Eingang abgekippt, sie müssten dort eigentlich heute noch liegen. Früher war die untere Sohle des Steinbruchs allerdings auch niedriger als heute.
Da der Eingangsbereich des Bunkers im Steinbruch nie wirklich fertiggestellt wurde, waren hier noch keine Schutztüren verbaut, was den Aufenthalt in der Nähe des Eingangs im Falle eines Luftangriffs sehr gefährlich machte. Die Anwohner zogen es daher vor, ihren Stammplatz in einem der Querstollen zu beziehen, welche größeren Schutz vor Splittern boten. Der erste Querstollen soll bereits nach etwa sechs bis sieben Stollenmetern angelegt worden sein. Dort war auch der Stammplatz der Familie V., die sich die langen Aufenthalte im Bunker durch eine eigens herbeigeschaffte Gartenbank so erträglich wie möglich gemacht hatte.
Der Weg hinab in den Steinbruch, den die Schutzsuchenden bei Alarm nehmen mussten, war bis Kriegsende nicht ausgebaut worden, so dass er nur zu Fuß zu bewältigen war. Durch eine enge Schneise vom Paradiesweg her gelangte man hinab zum Eingang. Heute verläuft an dieser Stelle der Höhenweg, der einstige Pfad existiert nicht mehr.
Wie bereits anfangs erwähnt, soll es noch einen zweiten Zugang oberhalb des Steinbruchs gegeben haben. Zeitzeuge V. ist dieser so gut in Erinnerung geblieben, da der benachbarte Bäckermeister, welcher seine Stube damals an der Iburger Straße hatte (heute Standort der Sparkasse), bei Alarm zwar im Stollen auftauchte, aber dabei den Haupteingang und somit den Stammplatz der Familie V. nie passiert hatte:
Wenn der Bäcker in den Stollen kam, wussten wir, dass es Ernst wurde. Er kam immer erst, wenn es wirklich kritisch wurde, denn er musste sich ja um das Brot kümmern. Wie er in den Stollen gelangte, weiß ich aber nicht. Offenbar gab es einen zweiten Eingang. Wo der ist, weiß ich allerdings nicht. Uns Kindern war es verboten dort oben zu spielen.
Heute ist die Stollenanlage kaum mehr auszumachen. Der Steinbruch ist über die Jahrzehnte zugewachsen, der ehemalige Trampelpfad verschwunden. Der Stollen selbst wurde aus Sicherheitsgründen vermutlich in den 1990er Jahren verfüllt. Einzig das alte Eingangsbauwerk ist noch in Teilen erhalten geblieben. Der zweite Eingang ist nicht mehr auffindbar. Er wurde wohl im Zuge der Sicherungsmaßnahmen entfernt.
Zusammenfassung:
- Baubeginn1943
- BauherrAnwohner
- Inbetriebnahme1943
- BaumaterialZiegelsteinmauerwerk, bekannter Eingang mit Betondecke verstärkt
- Anlage galt als relativ bombensicherja
- Anlage ist noch erhaltenja
Anmerkungen: Eingang im Steinbruch erhalten, Stollen verfüllt