Mit dem Bau des Stollenbunkers Kapellenweg wurde im Jahr 1943 im Auftrag der Stadt Osnabrück unter Beteiligung der Anwohner begonnen. Als Standort wählte man ein Waldstück oberhalb der Rosenkranzkirche zwischen Kapellenweg, Schinkelbergstraße und Goldkampstraße, nahe der ehemaligen Marienschule.
Zunächst offenbar auf 150 m geplant, wurde die Anlage im weiteren Kriegsverlauf noch einmal erweitert und sollte nach Fertigstellung auf 300 Metern Platz für ca. 1.200 Schutzsuchende bieten. Bei Kriegsende soll die Gesamtlänge der Stollen bei circa 180m gelegen haben. Die Breite der Stollen variierte hier zwischen 1,80 und 2,50 Metern.
Zugang erlangten die Schutzsuchenden über einen Treppenschacht am Kapellenweg auf Höhe Hausnr. 11 sowie über einen evtl. nur als Notausstieg fungierenden Zugang an der Goldkampstraße. Für die Bewetterung der Anlage wurde zusätzlich ein Luftschacht im nordwestlichen Bereich des Bunkersystems nach Übertage aufgefahren.
Da die Bauarbeiten hier schnellstmöglich voranschreiten sollten, verblieben einige Stollenbereiche zunächst im Rohbau ohne Sicherung durch Ziegelsteinauskleidungen. Die Bevölkerung nannte die Anlage daher auch "Fuchsloch", da die Felsen-Gänge eher an einen Fuchsbau als an einen Bunker erinnerten. Ungewöhnlich an dieser Anlage war zudem, dass einige Gänge nicht mittels üblichem Tonnengewölbe, sondern lediglich mit Betonplatten ausgesteift wurden, welche ursprünglich für den Bau von Deckungsgräben vorgesehen waren. Auf diese Weise erreichten die Arbeiter bis zum April 1944 immerhin eine Kapazität von etwa 500 Schutzplätzen. Bis Kriegsende konnte diese Zahl noch auf offiziell 600 Plätze gesteigert werden.
Über das Innere des Bunkersystems ist leider wenig bekannt. Zeitzeugen-Informationen, welche uns freundlicherweise vom Bürgerverein Schinkel e.V. zur Verfügung gestellt wurden, erlauben jedoch eine grobe Beschreibung vom Aufbau der Anlage. Demnach gab es insgesamt drei parallele Stollen, welche von den Eingängen Kapellenweg und Goldkampstraße sowie mittig von beiden Zugängen ausgehend in Richtung Nordwesten aufgefahren wurden.
Vom Eingang Kapellenweg gelangte man zunächst zu einem Querstollen in südwestlicher Richtung, welcher angeblich hohen Parteifunktionären vorbehalten war. Unter Umständen befand sich an dieser Stelle auch die Kammer des Bunkerwarts. Weiter nördlich schloss sich ein weiterer Stollen in nordöstlcher Richtung an, welcher alle drei Hauptstollen rechtwinklig verband. Parallel zu diesem Querstollen wurden zwei weitere Gänge angelegt. Der mittlere Querstollen war allerdings nicht auf voller Länge aufgefahren worden. Er reichte lediglich vom östlichen Tunnel auf Höhe der Goldkampstraße bis zum mitteleren Hauptstollen und endete dort in einer Kammer, in der eine Wasserpumpe installiert gewesen sein soll.
Während der Luftangriffe auf Osnabrück wurde die Anlage insbesondere von Anwohnern entlang der Windthorststraße dankend angenommen, da die nächstgelegene halbwegs bombensichere Bunkeranlagen an der Bremer Straße und am Vaterlandsweg im Ernstfall zu weit entfernt waren. Viele der Schutzsuchenden hatten selbst am Bau des Bunkers mitgewirkt und erhielten im Gegenzug einen sogenannten "Bunkerpass", der einen festen Sitzplatz in der Anlage garantierte.
Das Glück diesen Bunker aufsuchen zu dürfen hatten daher auch nicht alle Schutzsuchenden. Als die Hasestadt am 16. Februar 1945 erneut von alliierten Bombern angegriffen wurde, versuchten neben unzähligen Zivilisten auch zwölf nach Deutschland verschleppte Zwangsarbeiter Zugang zum Bunker zu erhalten. Obwohl es offiziell untersagt war Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern Einlass in öffentliche Schutzräume zu gewähren, so konnten diese Menschen oftmals noch darauf hoffen, dass die Bunkerwärter ein Auge zudrückten und ein wenig Menschlichkeit zeigten. Doch die sieben Italiener und fünf Niederländer, die an diesem Tag vor dem Eingang Kapellenweg standen, hatten dieses Glück nicht. Sie wurden am Eingang abgewiesen und waren damit auf sich allein gestellt. So blieb den Männern in Angesicht der nahenden Bomber lediglich die Flucht ins Gebäude der nahegelegenen Rosenkranzkirche, welches aufgrund der massiven Außenwände zumindest Schutz vor Splittern bieten konnte. Doch als die ersten Bomber die Stadt erreichten, nahm die Tragödie ihren Lauf. Eine verirrte Fliegerbombe traf das Dach der Kirche und ließ nahezu das gesamte Gebäude einstürzen. Die zwölf Männer wurden unter den Schuttmassen begraben und starben an Ort und Stelle. Erst eine Woche später entdeckte man elf leblose Körper im Heizungskeller der Kirche. Der zwöfte Tote wurde erst Jahre später beim Wiederaufbau der Kirche gefunden.
Ob sich die Bunkerwärter im Nachhinein für den Tod der Zwangsarbeiter verantworten mussten, ist nicht bekannt. Die Bunkeranlage selbst blieb bis Kriegsende von Bombentreffern verschont.
Nach dem Krieg war das Stollensystem noch für viele Jahre über den Einstieg an der Goldkampstraße zugänglich, wohingegen der Zugang am Kapellenweg allem Anschein nach zugesprengt wurde. Am Standort des Eingangs soll sich lange Zeit ein tiefer Krater befunden haben, der nach und nach mit Abraum verfüllt wurde. Heute ist hiervon nichts mehr zu erkennen. In den 1990ern wurde die Anlage dann vollständig mit Zement verfüllt.
Für die getöteten Zwangsarbeiter wurde im Jahr 2003 auf Initiative des Lehrers Heinrich Munk der Gesamtschule Schinkel eine Gedenktafel im Kirchengebäude eingerichtet, auf der die Namen aller getöteten Zwangsarbeiter verewigt wurden. Aufgrund von Umbauten im Jahr 2014 wurde diese Gedenktafel umgesetzt und durch Schüler der GSS in einer Nische der Kirche neu aufbereitet. Die verstorbenen Zwangsarbeiter liegen heute auf einem Ehrenfeld bei Hamburg.
Zusammenfassung:
- Gesamtlänge (offiz. Planzahl)300 Meter
- Aufnahmekapazität (offiz. Planzahl)1.200 Personen
- BauherrStadt Osnabrück
- Aufnahmekapazität (offiz. Angaben)600 Personen
- Baubeginn1943
- Gesamtlänge (offiz. erreicht)180 Meter
- Anlage ist noch erhaltennein
Anmerkungen: verfüllt