Luftschutzstollen Litzmannstraße / Natruper Steinbruch ("Natruper Stollen")

Luftschutzstollen Litzmannstraße / Natruper Steinbruch ("Natruper Stollen")

Schoellerstraße, 49076 Osnabrück

Heutiger Zugang zum Stollenbunker im Natruper Steinbruch.
Heutiger Zugang zum Stollenbunker im Natruper Steinbruch.
Foto: Haubrock | 2012

Der öffentliche Luftschutzstollen an der ehemaligen Litzmannstraße (heute Schoellerstraße) auf dem Osnabrücker Westerberg war eine der größeren Luftschutzanlagen und zugleich einer der ersten vier Stollenbunker in Osnabrück. Auftraggeber dieser Anlage war die Stadt Osnabrück, die sich im Winter 1942/1943 trotz fehlender Genehmigungen seitens des Luftgaukommandos Hamburg dazu entschloss, in Eigenverantwortung mit dem Bau von Luftschutzstollen im Stadtgebiet zu beginnen. Als Ausgangspunkt für den Forttrieb der hier behandelten Luftschutzanlage wählte man einen Steilhang auf der Südseite des alten Natruper Steinbruchs zwischen Corsicaskamp und Friedrich-Drake-Straße, welcher dem Stollen in der Bevölkerung später den Namen "Natruper Stollen" einbrachte.

Der erste Spatenstich erfolgte hier im Februar 1943. Vom Steinbruch aus sollte zunächst ein waagerecht in den Berg verlaufender Längsstollen in südlicher Richtung in den Fels getrieben werden und später durch einen Treppenzugang von der Südseite her ergänzt werden, so dass die Bunkeranlage über zwei Hauptzugänge verfügte. Zum Sichern der Stollen sollten möglichst die herausgebrochenen Steine weitergenutzt werden, welche danach duch Ziegelsteingewölbe verkleidet werden sollten. Im einem Protokoll einer Baustellenbesichtigung vom 11. November 1943 wird für diesen Bunker diesbezüglich vermerkt: "Auskleidung aus Bruchstein und 38cm Ziegelauskleidung".

Die Arbeiten kamen in den folgenden Monaten gut voran, so dass bereits im Juli 1944 etwa 400m², also knapp 200 Stollenmeter, bezugsfähig waren. Auf dieser Länge waren bereits bequeme Sitzbänke errichtet worden, die endgültige Installation des elektrischen Lichts stand zu diesem Zeitpunkt kurz vor der Vollendung.

Auch der südliche Eingang war im Sommer 1944 bereits fertiggestellt. Zusätzlich zum neu geschaffenen Zugang war man in unmittelbarer Nähe dabei, einen hohen Entlüftungsstand aus Ziegelstein zu errichten, der gleichzeitig die Beobachtung etwaiger Brände ermöglichen sollte. Ein entsprechender Zugangsschacht mit Sprossenleiter war im Juli bereits fertig und das umliegende Aussengelände planiert.

Entlüftungsturm Luftschutzstollen Natruper Steinbruch
Der noch erhaltene Entlüftungsturm des Luftschutzstollens am Natruper…
Foto: Haubrock | 2009

Die empfindlichsten Stellen der Stollenbunker, die Eingänge, wurden im Natruper Stollen besonders gesichert. So waren die Zugangsstollen so verwinkelt angelegt, dass der Schutzsuchende zunächst mehrfach im Zickzack geführt wurde, bevor er die anschließende Gasschleuse und den dahinterliegenden schützenden Stollen erreichte. Dies sollte Druckwellen brechen und das Eindringen von Sprenggasen auf ein Minimum reduzieren. Diese Bauweise wurde im Übrigen bei allen Osnabrücker Luftschutzstollen angewendet, doch vielfach fiel dieser Flankenschutz zu schwach aus, was unter Anderem zu den Katastrophen an der Brinkstraße, der Bremer Straße und am ehemaligen Kinderheim am Schölerberg führte.

Nachdem der Stollenbunker im Spätsommer 1944 auf einer Länge von 250 Metern fertiggestellt war und man die Schienen aus den Stollen entfernt hatte, wollte man den nördlichen Zugang im Steinbruch durch einen massiv verbunkerten Vorbau zusätzlich vor Bomben und Steinschlag schützen. Dieses Bauwerk wurde aber offenbar nicht mehr realisiert. Auch ein weiterer Hauptstollen, welcher westlich, parallel zum bestehenden Haupttunnel, angedacht war, wurde nicht mehr realisiert.

Im Jahr 1948 wurden die beiden Zugänge zugesprengt. Einzig der Entlüftungsstand auf der Südseite blieb als äußerliches Merkmal erhalten. So blieb die Bunkeranlage fast 15 Jahre Jahre unberührt, bis die Zugänge in den 1960ern wieder geöffnet und neu gesichert wurden. Wie viele andere Stollenbunker wollte man auch den Natruper Stollen auf seine erneute Verwendbarkeit als Zivilschutzanlage hin überprüfen. Allerdings wurde der alte Weltkriegsbunker nicht wieder in die Zivilschutzbindung aufgenommen, da das Gangsystem ungeeignet für den Ausbau als ABC-Schutzraum war. Seitdem steht Natruper Stollen leer und wird lediglich zu Wartungszwecken in unregelmäßigen Abständen vom Bergsachverständigen geöffnet und kontrolliert.

Zusammenfassung:

  • Gesamtlänge (offiz. Planzahl)
    300 Meter
  • Aufnahmekapazität (offiz. Planzahl)
    1.200 Personen
  • Bauherr
    Stadt Osnabrück
  • Heutige Nutzung
    ungenutzt
  • Baubeginn
    1943
  • Inbetriebnahme
    1943
  • Aufnahmekapazität (errechnet)
    1.000 Personen
  • Gesamtlänge (offiz. erreicht)
    250 Meter
  • Anlage galt als relativ bombensicher
    ja
  • Anlage ist noch erhalten
    ja

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Bildmaterial

Fotografien und Bilder

  • Heutiger Zugang zum Stollenbunker im Natruper Steinbruch.
    Heutiger Zugang zum Stollenbunker im Natruper Steinbruch.
    Foto: Haubrock | 2012
  • Entlüftungsturm Luftschutzstollen Natruper Steinbruch
    Der noch erhaltene Entlüftungsturm des Luftschutzstollens am Natruper…
    Foto: Haubrock | 2009
  • Entlüftungsturm des Luftschutzstollens am Natruper Steinbruch
    Der noch erhaltene Entlüftungsturm des Luftschutzstollens am Natruper…
    Foto: Haubrock | 2012
  • Kontrollschacht Stollenbunker Natruper Steinbruch
    Gesicherter Kontrollschacht des Stollenbunkers.
    Foto: Haubrock | 2009

Quellenangaben

Dokumente, Baupläne und Sekundärquellen

Besichtigung von Luftschutzbaumaßnahmen in Osnabrück am 11.11.1943 (Stadtbauamt Osnabrück, 1943)
Titel / Merkmal
Besichtigung von Luftschutzbaumaßnahmen in Osnabrück am 11.11.1943
Autor / Verfasser / Urheber
Stadtbauamt Osnabrück
Datum
11.11.1943
Anmerkungen
Dokumentation der Baufortschritte im Luftschutzbau vom 11.11.1943
Der Bau von Luftschutzstollen in Osnabrück (Möllmann(?), 1943)
Titel / Merkmal
Der Bau von Luftschutzstollen in Osnabrück
Autor / Verfasser / Urheber
Möllmann(?)
Datum
11.11.1943
Nachweisung über LS.Bunker, LS.Stollen und Oeffentl. Luftschutzräume im Stadtgebiet Osnabrück (unbekannt, 1945)
Titel / Merkmal
Nachweisung über LS.Bunker, LS.Stollen und Oeffentl. Luftschutzräume im Stadtgebiet Osnabrück
Autor / Verfasser / Urheber
unbekannt
Datum
09.11.1945
Anmerkungen
Abschrift, 5 Seiten, datiert auf den 9.11.1945, Verfasser unbekannt (Möllmann?)
Kriegs-Chronik - Register zu Band I bis VII - Anhänge (Möllmann, 1956)
Titel / Merkmal
Kriegs-Chronik - Register zu Band I bis VII - Anhänge
Autor / Verfasser / Urheber
Möllmann
Datum
1956
Anmerkungen
Der Luftschutzbau in Osnabrück während des zweiten Weltkrieges (1939 / 1945)
Luftschutz: Neue Aufgaben warten auf uns (Neue Tagespost, 1958)
Titel / Merkmal
Luftschutz: Neue Aufgaben warten auf uns
Autor / Verfasser / Urheber
Neue Tagespost
Datum
08.02.1958
Bunker ausverkauft (Osnabrücker Tageblatt, 1961)
Titel / Merkmal
Bunker ausverkauft
Autor / Verfasser / Urheber
Osnabrücker Tageblatt
Datum
28.01.1961
Erkundungsgang unter dem Klushügel (Neue Tagespost, 1962)
Titel / Merkmal
Erkundungsgang unter dem Klushügel
Autor / Verfasser / Urheber
Neue Tagespost
Datum
14.11.1962
Verwaltungsbericht für die Zeit vom 1. April 1943 - 1. April 1944, Abtl. Luftschutzbau (unbekannter Verfasser, kein Datum)
Titel / Merkmal
Verwaltungsbericht für die Zeit vom 1. April 1943 - 1. April 1944, Abtl. Luftschutzbau
Autor / Verfasser / Urheber
unbekannter Verfasser
Datum
nicht vermerkt
Zusammenstellung über gebaute L.S. Bunker & Stollen (Verfasser unbekannt, kein Datum)
Titel / Merkmal
Zusammenstellung über gebaute L.S. Bunker & Stollen
Autor / Verfasser / Urheber
Verfasser unbekannt
Datum
nicht vermerkt
Anmerkungen
Tabellarische Auflistung der Hoch-Tief- und Stollenbunker in Osnabrück; Schreibmaschine, undatiert, 2 Seiten
Kriegs-Chronik - Band VI - Juli 1944 bis Oktober 1944 (Stadt Osnabrück, kein Datum)
Titel / Merkmal
Kriegs-Chronik - Band VI - Juli 1944 bis Oktober 1944
Autor / Verfasser / Urheber
Stadt Osnabrück
Datum
nicht vermerkt
Anmerkungen
Niedersächsisches Landesarchiv; NLA OS, Dep 3 b XV, Nr. 6
Plan der Stadt Osnabrück 1948 (, kein Datum)
Titel / Merkmal
Plan der Stadt Osnabrück 1948
Autor / Verfasser / Urheber
Datum
nicht vermerkt
Anmerkungen
5. Auflage, Maßstab 1:10.000
Plan der Stadt Osnabrück 1943 (, kein Datum)
Titel / Merkmal
Plan der Stadt Osnabrück 1943
Autor / Verfasser / Urheber
Datum
nicht vermerkt
Anmerkungen
Maßstab 1:10000, Städt. Vermessungsamt, 1943
Grund- und Anrisspläne "Natruper Stollen" (, kein Datum)
Titel / Merkmal
Grund- und Anrisspläne "Natruper Stollen"
Autor / Verfasser / Urheber
Datum
nicht vermerkt
Anmerkungen
Grund- und Anrisspläne ab 1943

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    Im Stollenbunker Kalkhügel

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