Der öffentliche Luftschutzstollen an der ehemaligen Litzmannstraße (heute Schoellerstraße) auf dem Osnabrücker Westerberg war eine der größeren Luftschutzanlagen und zugleich einer der ersten vier Stollenbunker in Osnabrück. Auftraggeber dieser Anlage war die Stadt Osnabrück, die sich im Winter 1942/1943 trotz fehlender Genehmigungen seitens des Luftgaukommandos Hamburg dazu entschloss, in Eigenverantwortung mit dem Bau von Luftschutzstollen im Stadtgebiet zu beginnen. Als Ausgangspunkt für den Forttrieb der hier behandelten Luftschutzanlage wählte man einen Steilhang auf der Südseite des alten Natruper Steinbruchs zwischen Corsicaskamp und Friedrich-Drake-Straße, welcher dem Stollen in der Bevölkerung später den Namen "Natruper Stollen" einbrachte.
Der erste Spatenstich erfolgte hier im Februar 1943. Vom Steinbruch aus sollte zunächst ein waagerecht in den Berg verlaufender Längsstollen in südlicher Richtung in den Fels getrieben werden und später durch einen Treppenzugang von der Südseite her ergänzt werden, so dass die Bunkeranlage über zwei Hauptzugänge verfügte. Zum Sichern der Stollen sollten möglichst die herausgebrochenen Steine weitergenutzt werden, welche danach duch Ziegelsteingewölbe verkleidet werden sollten. Im einem Protokoll einer Baustellenbesichtigung vom 11. November 1943 wird für diesen Bunker diesbezüglich vermerkt: "Auskleidung aus Bruchstein und 38cm Ziegelauskleidung".
Die Arbeiten kamen in den folgenden Monaten gut voran, so dass bereits im Juli 1944 etwa 400m², also knapp 200 Stollenmeter, bezugsfähig waren. Auf dieser Länge waren bereits bequeme Sitzbänke errichtet worden, die endgültige Installation des elektrischen Lichts stand zu diesem Zeitpunkt kurz vor der Vollendung.
Auch der südliche Eingang war im Sommer 1944 bereits fertiggestellt. Zusätzlich zum neu geschaffenen Zugang war man in unmittelbarer Nähe dabei, einen hohen Entlüftungsstand aus Ziegelstein zu errichten, der gleichzeitig die Beobachtung etwaiger Brände ermöglichen sollte. Ein entsprechender Zugangsschacht mit Sprossenleiter war im Juli bereits fertig und das umliegende Aussengelände planiert.
Die empfindlichsten Stellen der Stollenbunker, die Eingänge, wurden im Natruper Stollen besonders gesichert. So waren die Zugangsstollen so verwinkelt angelegt, dass der Schutzsuchende zunächst mehrfach im Zickzack geführt wurde, bevor er die anschließende Gasschleuse und den dahinterliegenden schützenden Stollen erreichte. Dies sollte Druckwellen brechen und das Eindringen von Sprenggasen auf ein Minimum reduzieren. Diese Bauweise wurde im Übrigen bei allen Osnabrücker Luftschutzstollen angewendet, doch vielfach fiel dieser Flankenschutz zu schwach aus, was unter Anderem zu den Katastrophen an der Brinkstraße, der Bremer Straße und am ehemaligen Kinderheim am Schölerberg führte.
Nachdem der Stollenbunker im Spätsommer 1944 auf einer Länge von 250 Metern fertiggestellt war und man die Schienen aus den Stollen entfernt hatte, wollte man den nördlichen Zugang im Steinbruch durch einen massiv verbunkerten Vorbau zusätzlich vor Bomben und Steinschlag schützen. Dieses Bauwerk wurde aber offenbar nicht mehr realisiert. Auch ein weiterer Hauptstollen, welcher westlich, parallel zum bestehenden Haupttunnel, angedacht war, wurde nicht mehr realisiert.
Im Jahr 1948 wurden die beiden Zugänge zugesprengt. Einzig der Entlüftungsstand auf der Südseite blieb als äußerliches Merkmal erhalten. So blieb die Bunkeranlage fast 15 Jahre Jahre unberührt, bis die Zugänge in den 1960ern wieder geöffnet und neu gesichert wurden. Wie viele andere Stollenbunker wollte man auch den Natruper Stollen auf seine erneute Verwendbarkeit als Zivilschutzanlage hin überprüfen. Allerdings wurde der alte Weltkriegsbunker nicht wieder in die Zivilschutzbindung aufgenommen, da das Gangsystem ungeeignet für den Ausbau als ABC-Schutzraum war. Seitdem steht Natruper Stollen leer und wird lediglich zu Wartungszwecken in unregelmäßigen Abständen vom Bergsachverständigen geöffnet und kontrolliert.
Zusammenfassung:
- Gesamtlänge (offiz. Planzahl)300 Meter
- Aufnahmekapazität (offiz. Planzahl)1.200 Personen
- BauherrStadt Osnabrück
- Heutige Nutzungungenutzt
- Baubeginn1943
- Inbetriebnahme1943
- Aufnahmekapazität (errechnet)1.000 Personen
- Gesamtlänge (offiz. erreicht)250 Meter
- Anlage galt als relativ bombensicherja
- Anlage ist noch erhaltenja