
Foto: Fotograf Harms, Sammlung Medienzentrum Osnabrück | 1939
Der Luftschutz-Deckungsgraben auf dem Vorplatz des Osnabrücker Hauptbahnhof wurde bereits im September 1939 als provisorischer Splittergraben auf der damals noch existierenden Grünanlage nahe der Hase ausgehoben und sollte Passanten im Falle eines Luftangriffs behelfsmäßige Deckung vor Trümmer- und Splitterflug bieten. Zu dieser Zeit waren Splittergräben neben einigen städtischen Kellerräumen die einzigen öffentlichen Luftschutzbauten im Stadtgebiet. Da die Propaganda der NS-Führung schwere Luftangriffe auf deutsche Städte zu dieser Zeit noch als realitätsfern abtat, waren diese ersten Schutzbauten nur von geringer Standfestigkeit und den neuartigen Bomben der Alliierten bereits zu Kriegsbeginn nicht mehr gewachsen.
Ab Herbst 1940, nach Erlass des sogenannten Führerbefehls (LS-Bauprogramm), wurden viele Osnabrücker Splittergräben mittels 50cm starkem Mauerwerk und einer ebenso starken Betonhaube ausgebaut. Auch der Schutzbau am Hauptbahnhof war im zwischen 1940 und 1941 mittels Stahlbetonwänden und -Decken verstäkt worden und konnte im Notfall 100 Schutzsuchende splittersicher unterbringen. Im Jahr 1943 wurde zudem in direkter Nachbarschaft ein weiterer Deckungsgraben aus Fertigbetonteilen errichtet.

Foto: Ansichtskarte, Sammlung Haubrock
Aufgrund seiner günstigen Lage wurde die hier behandelte Luftschutzanlage trotz unmittelbarer Nähe zum massiven Hochbunker auf der Rückseite des Bahnhofs auch noch in den letzten Kriegsjahren von Passanten und Bahnreisenden genutzt. So auch beim schweren Luftangriff des 13. Septembers 1944, bei dem über 1.200 Tonnen Bombenlast über Osnabrück abgeworfen wurde. An diesem Abend war der Hauptbahnhof mit seinem wichtigen Eisenbahnkreuz erneutes Hauptziel der angreifenden Bomberverbände. Während die Altstadt durch Brandbomben in ein einziges Feuermeer verwandelt wurde, durchpflügten mehrere Bombenteppiche die Anlagen der Reichsbahn. Auch der Hauptbahnhof wurde schwer getroffen.
Am Hochbunker und den Bahnsteigen rissen Bomben gewaltige Trichter in den Boden und auch auf dem Bahnhofsvorplatz detonierten mehrere Sprengbomben. Hierbei wurde auch einer der zwei Deckungsgräben schwer getroffen. Man zählte mindestens 26 Tote, darunter sechs Soldaten sowie fünf Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Von einem Flak-Soldaten wurde nur noch die Erkennungsmarke gefunden.
Auch der benachbarte Deckungsgraben am Pottgraben erhielt an diesem Tag einen Volltreffer und auch dort gab es zahlreiche Tote. Insgesamt kamen an jenem verhängnisvollen Mittwoch 145 Menschen im Bombenhagel auf Osnabrück um. Die Sachschäden waren so gewaltig, dass man ab dem 13. September aufgehört hatte, die Schadenssummen zu ermitteln.
Der Deckungsgraben wurde danach nicht wieder aufgebaut. Nach dem Krieg wurden die Überbleibsel des öffentlichen Schutzbaus abgerissen und die Grünfläche als Parkplatz erschlossen. Heute steht an dieser Stelle der Fahrradparkplatz des Bahnhofs.
Zusammenfassung:
- BauherrStadt Osnabrück
- Aufnahmekapazität (offiz. Angaben)100 Personen
- Wandstärke0,50 Meter
- Deckenstärke0,50 Meter
- Baubeginn1939
- Inbetriebnahme1939
- Erweiterung / Ausbau1940
- Anlage ist noch erhaltennein