Sonntag, 08. Oktober 1944: 5. SS-Eisenbahnbaubrigade wird aufgestellt

5. SS-Eisenbahnbaubrigade wird aufgestellt

Nachdem bereits im April 1944 die 2. SS-Baubrigade aufgrund dringlicherer Aufgaben aus Osnabrück abgezogen wurde, stand die Stadt im September 1944 ohne ausreichende Arbeitskräfte für die Trümmerbeseitigung dar. Schnell entstanden hierdurch große strukturelle Probleme. Die schweren Luftangriffe, welche Osnabrück seit Mai 1944 über sich ergehen lassen musste, hatten eine Spur der Verwüstung hinterlassen, die ohne den massenhaften Einsatz von Arbeitskräften mittelfristig nicht beseitigt werden konnte. Die infrastrukturellen Schäden waren zum Teil so schwer, dass sie von dem zur Verfügung stehenden Personal nicht in einem befriedigenden Zeitrahmen beseitigt werden konnten. Insbesondere die Reichsbahn kam mit den Instandsetzungsmaßnahmen der Gleise kaum mehr nach, galt ihnen doch die größte Aufmerksamkeit seitens der alliierten Bomberverbände.

Im Herbst 1944 beantragten Stadt Osnabrück und Deutsche Reichsbahn daher neue Arbeitskräfte um die anstehenden Aufgaben bewältigen zu können. Die SS verlegte daraufhin 500 (504?) Häftlinge aus dem KZ Mittelbau Dora (darunter 180 Häftlinge aus Buchenwald) als sogenanntes "Konzentrationslager auf Schienen" vom Harz über Heringen nach Osnabrück, wo sie als neu gegründete 5. SS-Eisenbahnbaubrigade neben Trümmerbeseitigung, Bunkerbau, Freilegung von Blindgängern und Instandsetzungsarbeiten auch für den Bau einer Umgehungstrasse durch Hasbergen herangezogen wurden. Die Bahnline sollte nach Fertigstellung die Hauptstrecke und die Permer Bahn einspurig verbinden und damit das schwer beschädigte Eisenbahnkreuz am Hauptbahnhof entlasten.

Die KZ-Häftlinge waren während ihres mehrmonatigen Martyriums in Osnabrück in einfachen Güterwaggons auf einem Abstellgleis im Rangierbahnhof Hörne untergebracht und mussten in der Nacht selbst bei Luftangriffen in ihren zugigen Behausungen ausharren, während das Wachpersonal unter anderem in einem Deckungsgraben an der Limberger Straße Zuflucht gesucht haben soll.

Wieviele Menschen den unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen in dieser Brigade zum Opfer fielen, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Mit dem Beginn der Kampfhandlungen im Raum Osnabrück wurden die Häftlinge schließlich per Bahn nach Bremen evakuiert und später auf das Schiff "Apollo" verbracht, auf dem sie am 5.5.1945 aus ihrem Martyrium befreit wurden.

Quellenangaben

Dokumente, Baupläne und Sekundärquellen

Neue Osnabrücker Zeitung, 24.01.2014 (, kein Datum)
Titel / Merkmal
Neue Osnabrücker Zeitung, 24.01.2014
Autor / Verfasser / Urheber
Datum
nicht vermerkt
Anmerkungen
Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ)
Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943-1945 (, kein Datum)
Titel / Merkmal
Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943-1945
Autor / Verfasser / Urheber
Datum
nicht vermerkt
ISBN
0
Anmerkungen
Begleitband zur Ständigen Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora; Jens-Christian Wagner i. A. der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
Wikipedia: SS-Baubrigade (, kein Datum)
Titel / Merkmal
Wikipedia: SS-Baubrigade
Autor / Verfasser / Urheber
Datum
nicht vermerkt
Anmerkungen
https://de.wikipedia.org/wiki/SS-Baubrigade
Topografien des Terrors: Nationalsozialismus in Osnabrück (Thorsten Heese, Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück, 2015)
Titel / Merkmal
Topografien des Terrors: Nationalsozialismus in Osnabrück
Autor / Verfasser / Urheber
Thorsten Heese, Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück
Datum
2015
ISBN
1420066800
Konzentrationslager auf Schienen - Die Geschichte der 5. SS-Eisenbahnbaubrigade (Karl Kassenbrock, 2019)
Titel / Merkmal
Konzentrationslager auf Schienen - Die Geschichte der 5. SS-Eisenbahnbaubrigade
Autor / Verfasser / Urheber
Karl Kassenbrock
Datum
2019
ISBN
1546297200

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Hinweis zur Chronik

Ich bitte zu beachten, dass die hier aufgeführten Informationen zu den Ereignissen in Osnabrück während des 2. Weltkriegs nur ein "Beiwerk" sind und nicht in dem Maße gepflegt werden, wie es vielleicht wünschenswert wäre. Es soll hierdurch nur die Möglichkeit geschaffen werden, die Entwicklungen im Bunkerbau mit den Luftangriffen auf Osnabrück zeitlich in Verbindung zu bringen. Selbstverständlich versuche ich hier eine gewisse historische Hintergrundbasis zu schaffen, aber ich kann in diesem Umfang keine vollumfängliche Chronik für diesen Zeitraum anbieten. Hierfür fehlt mir leider schlichtweg die Zeit.