Viel ist seit dem Abzug der britischen Streitkräfte aus Osnabrück über das Areal am Limberg und die dort während der NS-Zeit ansässige Munitionsfabrik der Teuto-Metallwerke spekuliert worden. Gab es geheime unterirdische Fertigungshallen? Angefangen hatte es mit einem Eintrag im Altlastenkatalog des Landes Niedersachsen unter dem Stichpunkt "Munitionsfabrik im Limberg", welcher aufhorchen ließ. Weitere Aufmerksamkeit erhielt dieses Thema danach durch eine Artikelserie der Osnabrücker Nachrichten 2009, bis schließlich die akribische Aufarbeitung durch die Autoren Eitelberg und Preuß von der Universität Mainz viele Einzelheiten über das Areal am Limberg an die Öffentlichkeit brachte. Eine unterirdische Produktionsstätte der Teuto-Metallwerke habe es demnach nicht gegeben und man sollte meinen, dass das Thema damit abgeschlossen sei. Die ausführliche Dokumentation über dieses bis Dato wenig durchleuchtete Tochterunternehmen der Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerke (OKD) lässt kaum mehr Raum für Spekulationen über unterirdische Fertigungsanlagen des Unternehmens.
Und doch liegt uns jetzt die Kopie eines sehr interessanten Vermerks vor, welcher den Verdacht einer geplanten Wiederaufnahme der Munitionsfertigung erhärtet. Bei dem Vorhaben handelte es sich demnach jedoch nicht um eine Weiterführung der Munitionsherstellung in dem für 1.100 Personen konzipierten Luftschutzstollen, wie oftmals fälschlicherweise vermutet, sondern vielmehr um den Ausbau eines großen Stollensystems an anderer Stelle im Raum Osnabrück.
Auf dem Papier finden sich neben Objektnummer und dem Decknamen des streng geheimen Bauprojekts der Organisation Todt auch eine Skizze der Anlage, explizite Informationen über die Betreiber-Firma "Teutometall" sowie über die geplante Produktionsfläche von 18.000qm, welche die Dimensionen des ab Herbst 1944 begonnenen Luftschutzstollens unter dem Firmengelände weit übertroffen hätte. Man kann mit Sicherheit sagen, dass die Fertigungs-Stollen, sofern vorhanden, bis Kriegsende nicht fertiggestellt wurden. Dafür waren die wahnwitzigen, aber durchaus gängigen Vorgaben für die zu realisierende Quadratmeterzahl einfach nicht zu bewältigen. Doch dass an diesem einzelnen Vermerk vielleicht mehr dran ist und man tatsächlich vorsah oder bereits dabei war, eine unterirdische Anlage für die Teuto-Werke zu verwirklichen, ist wohl doch nicht mehr völlig auszuschließen. Dafür ist das genannte Papier, wie Auswertungen anderer Quellen zeigten, in keinem Punkt falsch oder widersprüchlich erschienen.