Der noch heute erhaltene Hochbunker am ehemaligen Barfüßerkloster an der Katharinenkirche war der vorletzte in Osnabrück errichtete öffentliche Hoch- bzw. Blockbunker. Mit einer Länge von 22,80 Metern und einer Breite 33.04 Metern war es zudem der bis dahin größte Osnabrücker Luftschutzbunker, wobei das erreichte Platzangebot mit 1.270 Plätzen sich kaum von den älteren Hochbunkern in Osnabrück unterschied.
Begonnen hatte man mit dem Bau der Anlage im Sommer 1942. Gegenüber den Vorgängern an der Lohstraße, dem Stahlwerksplatz und der Oststraße flossen bei der Planung und Ausführung dieses Betonriesen einige Änderungen in der Bauweise ein. So wurden die Zugänge, von denen es hier vier anstelle der bis dahin üblichen zwei Eingänge gibt, nicht mehr durch einen vorgelagerten Splitterschutz gesichert, da diese Anbauten im Falle eines direkten Bombentreffers völlig unzureichend gepanzert waren. Vielmehr wurde der Splitterschutz nun mit in den Bunker integriert, so dass jeweils zwei Eingänge nur durch einen Zugangstunnel im Bunker selbst erreichbar waren, geschützt durch die massive Aussenwand des Bunkers. Da auf diese Weise jedoch die sich gegenüberliegenden Tunneleingänge selbst keinen Schutz mehr besaßen, wurden hier massive Betonblöcke oberhalb der vier äußeren Zugänge eingeplant. Sie sollten im Falle eines direkten Bombentreffers die Sprengwirkung weitestgehend abfangen. Eine weitere Neuerung in Osnabrück war die massive Verstärkung von Wand und Decke gegen die modernen Kampfmittel der Alliierten. So wurde die Widerstandskraft der Abschlussdecke mit 1,6 Metern gegenüber den Vorgängern etwas verstärkt. Auch die Aussenwände waren mit regulär zwei Metern Breite wesentlich solider als jene der bisher errichteten Hochbunker. Weiterhin hatten die Planer bei diesem Bunker weitestgehend darauf verzichtet unnötige Zwischenwände einzuziehen. Auf diese Weise konnte mehr Raum für die Schutzsuchenden geschaffen werden. Gegenüber den Bunkern am Stahlwerksplatz und an der Lohstraße verfügte der Redlinger Bunker allerdings weder über eine Belüftungs- noch über eine Heizungsanlage.
Obwohl der Bau von Bunkern in Osnabrück seit 1942 oberste priorität besaß, verzögerte sich die Fertigstellung des Bunkers bis in den Sommer 1944. Erst im Juli des Jahres konnte der Bunker offiziell in Betrieb genommen werden. Wie notwendig eine bombensichere Luftschutzanlage an dieser Stelle war, zeigen einige Berichte aus dieser Zeit. Obwohl bereits 1943 mit dem massiven Ausbau von Luftschutzstollen im Stadtgebiet begonnen wurde und diese im Sommer 1944 bereits vielfach betriebsbereit waren, gab es im Bereich der Katharinenkirche keine vergleichbare Anlage. Anwohner mussten also zunächst lange Wege bis zum nächsten bombensicheren Bunker an der Lohstraße oder dem Stollenbunker Wiener Wall auf sich nehmen oder einen der unsicheren Deckungsgräben oder LS-Keller in der Altstadt aufsuchen. Nach Fertigstellung des Bunkers war der Andrang von der Eingängen daher so stark, dass man hier bisweilen fünf mal so viele Schutzsuchende zählte, wie eigentlich zulässig. So sollen sich im Redlingerbunker, wie der Hochbunker heute auch genannt wird, bei Alarm bis zu 6.000 Menschen eingefunden haben. Hierbei waren Keller und Erdgeschoss des Bunkers nur bedingt für die Allgemeinheit zugänglich. Im Erdgeschoss zogen unmittelbar nach Fertigstellung mehrere behördliche Einrichtungen ein, so unter Anderem auch die Befehlsstelle der Luftschutzleitung für Osnabrück. Der Keller beherbergte die Betriebsräume. Erschwerend kam später hinzu, dass nach der Zerstörung des altehrwürdigen Osnabrücker Rathauses Teile der Stadtverwaltung, so unter Anderem das Büro des Oberbürgermeisters Dr. Gaertner, im Erdgeschoss des Bunkers bombensicher untergebracht wurden.
Während in den letzten Kriegsmonaten die umliegende Altstadt nach und nach in Trümmer zerfiel, überstand der Hochbunker die schweren Luftangriffe bis April 1945 weitestgehend unbeschadet. Allerdings findet sich in einem Dokument der städtischen Friedhofsverwaltung unter dem Vermerk "Hochbunker Redlingerplatz" die Erwähnung eines Todesfalls. Demnach verstarb am 8. November 1944 die Anwohnerin Ursula Sander während eines Fliegeralarms im Hochbunker. Die genaue Todesursache ist unbekannt.
Mit dem Einmarsch der Briten in Osnabrück endete die Nutzungsphase des Hochbunkers, jedenfalls vorläufig. Auf Drängen der britischen Militärverwaltung war die Stadt Osnabrück Ende der 1940er angehalten den Bunker durch sogenannte Entfestigungsöffnungen in den Außenwänden für eine erneute Nutzung als Luftschutzbunker unbrauchbar zu machen. Wäre die Stadt Osnabrück dieser Aufforderung nicht nachkommen, so hätte die Militärverwaltung die vollständige Zerstörung des Bunkers angeordnet, wodurch sich die Kosten für die Stadt gegenüber den Entfestigungsmaßnahmen verfünffacht hätten. So wurde am 2. Januar 1950 mit der schrittweisen Entfestigung des Redlinger Bunkers begonnen. Jeweils sechs ca. 2,8 x 2 Meter große Öffnungen auf der West- sowie Ostseite des 2. Obergeschosses sollten die Standfestigkeit des Bunkers soweit schwächen, dass damit die Auflagen des britischen Militärs erfüllt werden konnten. Die Sprengarbeiten wurden hierbei von der Firma Blomeier durchgeführt, die bereits 1949 mit der Entfestigung des Lohbunkers beauftragt war und daher schon gewisse Erfahrungen mitbrachte. Durch den Erhalt der Bunkeranlage erhoffte sich die Stadt Osnabrück nicht nur die genannten Aufwandskosten zur minimieren, sondern auch dringend benötigte Gewerbeflächen zu erhalten. So sollten die einzelnen Geschosse des Bunkers nach einigen Umbaumaßnahmen an Gewerbetreibende vermietet werden. Größere Firmen sollen hier allerdings nicht eingezogen sein. Im Jahr 1951 nutze die Post zunächst einige Räume des Bunkers als Lager für Kupferkabel, bevor der Bunker später nur noch als Möbellager und als Materiallager der angrenzenden Schule diente.
Auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs begann man sich jedoch wieder für den alten Hochbunker zu interessieren. Wie überall im Bundegebiet suchte man nun auch in Osnabrück nach geeignetem Schutzraum für die Bevölkerung. Die Stadtverwaltung rechnete in den 1980ern mit einem Aufwand von 1.000 bis 1.500 DM pro Einwohner, um einen ausreichenden Schutz zu erzielen. Hierbei entsann man sich auch der alten Luftschutzbunker und diverser Stollen (u.A. im Gertrudenberg, unter dem Klushügel und am Kalkhügel) und prüfte Ihre Tauglichkeit als ABC-sichere Bunker. Doch nur wenige Anlagen entsprachen den neuen Anforderungen. Lediglich der Hochbunker am Stahlwerksplatz und der hier behandelte Redlinger Bunker wurden daraufhin für den Luftschutz reaktiviert und den neuen Ansprüchen entsprechend ausgebaut. Von Planungen, auch den alten Bahnhofs-Hochbunker in die Zivilschutzbindung mit aufzunehmen, sah man aus bisher unbekannten Gründen wieder ab. Im Jahr 1982 nahm die Stadt den Hochbunker dann in die Zivilschutzbindung auf. Die Öffnungen im Obergeschoss des Bunkers waren wieder verschlossen und man installierte moderne Technik zum Schutz vor Strahlung und Chemiewaffen. Zwei Jahre später wurde im Erdgeschoss des Bunkers zudem eine Leitmessstelle des Warndienstes (Warndienstleitmessstelle 25) fertiggestellt und bis 1994 betrieben.
Heute befindet sich der Hochbunker in Privatbesitz und diente in jüngerer Vergangenheit bereits als Ausstellungsraum und Treffpunkt des Mediencafés.
Zusammenfassung:
- BauherrStadt Osnabrück
- Anzahl Stockwerke4
Anmerkungen: zzgl. Kellergeschoss - BaumaterialEisenbeton
- Aufnahmekapazität (offiz. Angaben)1.270 Personen
- Außenmaß - Breite33,04 Meter
- Außenmaß - Höhe15,00 Meter
- Außenmaß - Länge22,80 Meter
- Wandstärke2,00 Meter
Anmerkungen: min. 1.50m - Deckenstärke1,60 Meter
- BaubeginnSommer 1942
- InbetriebnahmeJuli 1944
- Anlage galt als relativ bombensicherja
- Anlage ist noch erhaltenja